Krumme Geschäfte

Am Morgen des 3. Februar 1975 schließt der Chef der United Fruit Company Eli Black sorgfältig seine Bürotür im 44. Stock des New Yorker Pan Am Buildings hinter sich zu. Er nimmt seinen Aktenkoffer, zertrümmert die Scheibe und springt. Sein Körper zerplatzt auf dem Asphalt der belebten Park Avenue. Als die Ermittler ihre Arbeit aufnehmen, stellt sich heraus, daß United Fruit dem Präsidenten von Honduras insgesamt 2,5 Millionen US Dollar geboten hat, wenn die Firma bevorzugt bei der Festlegung von Ausfuhrzöllen behandelt wird. Doch Black ist tot und das wahre Ausmaß des Bestechungsskandals wird mit ihm begraben. United Fruit zahlt 15 000 Dollar Strafe und die Akten werden stillschweigend zugeklappt. Weiterlesen

Postfach 1663 Santa Fe

Stirling Colgates Haut dampft, als er vom Spielfeld zurück zu dem Holzverschlag stapft, der den Jungs als Unterkunft dient. Selbst jetzt noch, Anfang Dezember, lassen die Lehrer sie nur in kurzen Hosen Sport treiben. Es diene der Abhärtung, wird ihnen gesagt. Abhärtung hatten sie alle bitter nötig, als sie aus den wohlgeheizten Neuengland-Villen ihrer steinreichen Eltern hierher auf die Ranch School kamen. Hoch in die Sangre de Cristo Mountains, wo die pinienprickelnde Luft so dünn und klar ist, daß ein tiefer Atemzug während der ersten Wochen hier oben den stadtgewöhnten Lungen schmerzt. Sie alle sind hergeschickt worden, um von verzärtelten Ostküsten-Jungs zu harten Männern der Berge zu reifen. Weiterlesen

Das amerikanische Jahrhundert beginnt

Zum ersten Mal in der Geschichte setzt ein amerikanischer Präsident in offizieller Mission seine Füße auf europäischen Boden. Es ist eine kleine Sensation. Woodrow Wilson ist nach Paris gekommen, um dort an den Friedensverhandlungen nach dem Ersten Weltkrieg teilzunehmen. Im Gepäck hat er einen aus 14 Punkten bestehenden Plan zur Neuordnung der internationalen Verhältnisse. Seine Vision: eine friedliche und gerechte Welt unter der moralischen Führung der USA. Mit dem entsprechenden missionarischen Eifer läßt Wilson auf der Konferenz seine Donnerstimme erschallen wie ein Wanderprediger in der Scheune. Europa hat jedoch alles andere im Sinn, als sich von Amerika missionieren zu lassen. Der französische Ministerpräsident Georges Clemenceau kommentiert das Auftreten des amerikanischen Präsidenten sarkastisch: „Mr. Wilson ödet mich mit seinen vierzehn Punkten an, selbst der Allmächtige hat nur zehn!“ Weiterlesen

Der Große Graben

Die beiden Männer stehen geschockt am Abgrund des großen Grabens und blicken hinunter auf die Erdmassen, die soeben in einer brüllenden Lawine aus rutschendem, schlitterndem Geröll die Grabungsarbeit von Monaten vernichtet haben. „Was sollen wir nun machen?“, fragt Major Gaillard mit belegter Stimme. Chefingenieur Goethals zündet sich eine Zigarette an. „Nun…“, gibt er trocken zurück, „es wieder ausgraben.“ Weiterlesen

Der Stoff für Legenden

Wurde in den alten Tagen, als der Westen noch wild war, ein Amerikaner geboren, so legten ihn seine Eltern auf einen Quilt. Und starb ein Amerikaner, so geschah dies meisst unter einem Quilt. Quilts begleiteten ihn von der ersten bis zur letzten Stunde seines Daseins. Kaum ein ander Ding ist so eng mit dem amerikanischen Leben verknüpft wie die gesteppten Patchwork-Decken. Weiterlesen

Die Sklavin des Präsidenten

Es hätte eine ergreifende Romanze sein können. Die Anfänge der Geschichte reichen bis nach Paris. In der Stadt der Liebenden ist der große, etwas ungelenke Mann Botschafter der Vereinigten Staaten. 1787 lässt er seine geliebte Tochter Patsy — seit dem Tod ihrer Mutter Martha eine Halbwaise — über den Atlantik nach Frankreich holen. In Patsys Schlepptau befindet sich die damals 14-jährige Sklavin Sally Hemings. „Black Sally“ wurde sie genannt, wenn man später hinter vorgehaltener Hand in Amerika über sie sprach. Weiterlesen

In den Händen der Hisbollah

Eigentlich wollte der Hoechst-Manager Rudolf Cordes bereits am 16. Januar nach Beirut fliegen, doch die Maschine fiel wegen eines Triebwerkschadens aus. Mit einer Mitarbeiterin am Schalter der Fluggesellschaft bespricht er die Alternativen: entweder noch am selben Abend über Damaskus nach Beirut oder am nächsten Tag direkt. Cordes wählt den Direktflug. Das wird ihm zum Verhängnis. Weiterlesen

Im Schoß der 72 Jungfrauen

Sie warten auf Dich unter dem Zündknopf der Bombe, nur einen daumenbreit entfernt. In freudiger Erwartung ihrer Künste wirst Du nicht schwanken, nicht zaudern, nicht zweifeln am den, was Du tust. Denn der Preis für den direkten Weg in den Schoß der 72 Huri, der sagenhaften Jungfrauen des Paradieses, ist der Märtyrertod. „Märtyrer“ ist das Zauberwort, der schnöde Selbstmörder landet in der Hölle. Deshalb spricht man in der Helden-Hochburg Palästina nicht gern von „Selbstmordattentätern“. Es sind „heilige Explosionen“, die der Botschaft des Islam Nachdruck verleihen sollen. Weiterlesen

Hilfe für Afghanistans Frauen

Sie wollen Schulen gründen für eine Generation von Mädchen, die bislang keine Hoffnung hatte, jemals einen Brief zu schreiben oder ein Buch lesen zu können. Für Kinder, denen das ABC fremder ist als die Exekutionen, Auspeitschungen, Plünerungen und Vergewaltigungen, die sie täglich mitansehen mußten. Und sie wollen ein Krankenhaus wiederaufbauen, das aus Geldmangel geschlossen werden mußte. Das kleine Krankenhaus in Quetta/Pakistan, in dem 400 Betten zur Verfügung stehen für die Opfer von Landminen, für Frauen und Kinder, war eines der besten der Region. Viele Leser fragen nach dem stern-Bericht über die Aktionen der sanften Rebellinen von der Widerstandsbewegung RAWA, wie der Kampf der afghanischen Frauen weitergeht. Weiterlesen