Opium fürs Jenseits

Gil heisst auf Sumerisch «Glück». Doch die Vokabel hat noch eine weitere Bedeutung: Opium. Schon vor 5000 Jahren beschrieben die Sumerer auf Keilschrifttafeln, wie Schlafmohn anzubauen sei, um Gil daraus zu machen. Die Samenkapseln ritzte man mit einem Löffelchen an, heisst es darin. Die beste Zeit zur Ernte sei dann der frühe Morgen, um den ausgetretenen und in Tonschüsseln aufgefangenen Saft zu ernten. Bisher fehlte aber noch der archäologische Nachweis, dass dieses Wissen nicht nur ­theoretisch war, sondern auch in die Praxis umgesetzt wurde. Dies ist Archäologinnen und Archäologen der israelischen Antikenbehörde und des Weizmann Institute of Science nun bei Tel Jehud nahe Tel Aviv gelungen. In dem Grab eines etwa 40 bis 50 Jahre alten Mannes aus dem 14. Jahrhundert vor Christus – der späten Bronzezeit – entdeckten sie die Droge in acht Keramikgefässen. Dafür hatten die Forscherinnen und Forscher Proben von den Gefässwänden genommen und sie massenspektrometrisch untersucht. Die Proben enthielten sogenannte Opioid-Alkaloide wie Opiansäure und Morphine. Damit ist der Fund aus Tel Jehud, das zum Gebiet des antiken Kanaan gehörte, nicht nur der bisher älteste eindeutige Nachweis der Nutzung von Opium weltweit – sondern auch für den Gebrauch von halluzinogenen Drogen überhaupt. Der Fund fügt sich damit gut in das Bild, das bereits über indirekte Funde und Schriftquellen vom Drogenkonsum in der Späten Bronzezeit bekannt war. Der griechische Dichter Homer lässt seine Helden in der «Ilias» und der «Odyssee» Opium nicht allein als Rausch-, sondern ebenso selbstverständlich auch als Schmerz- oder Schlafmittel nehmen.

Erschienen in der NZZ am Sonntag vom 18. Dezember 2022.
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