Kastriert im Kaisergrab

Den meisten Terrakotta-Pferden im Grab des ersten Kaisers von China fehlen die Hoden. Diese erstaunliche Entdeckung machte der Archäologe Yuan Jing von der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften bei der systematischen Untersuchung der über 600 Pferde aus der Grabanlage des Qin Shihuangdi (259 bis 210 vor Christus) bei Xi’an. Alle 520 männlichen Pferde, die in Vierergruppen Streiwagen zogen, waren kastriert. Lediglich einige der Kavalleriepferde befanden sich noch im Vollbesitz ihrer Männlichkeit – die meisten waren jedoch Wallache. Stuten fehlten dagegen völlig. Vielleicht, so mutmaßt Yuan, sollten die Zugpferde durch diese Art der Darstellung als besonders gut abgerichtet erscheinen. Dass Nutztiere in China schon früh kastriert wurden, ist seit längerem bekannt: Berichte auf 3000 Jahre alten Muscheln und Knochen gaben Hinweise auf die Kastration von Schweinen. Jetzt hoffen die Archäologen, auch an den sterblichen Überresten von mehreren echten Pferden, die unlängst in der Nähe der Grabanlagen gefunden wurden, die jahrtausendealte Entmannungspraxis nachweisen zu können.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 11/2010.

Vergoldetes Leichenhaar

Metallspuren in Leichenhaaren galten Forensikern bisher als Indiz dafür, dass der Verstorbene entweder einem Giftmischer oder ungesunden Lebensumständen zum Opfer gefallen war. Jetzt hat eine Gruppe von Wissenschaftlern um den US-Neurologen Otto Appenzeller aus Alburquerque herausgefunden, dass auch ein ganz hermloser Faktor für eine hohe Metallkonzentration verantwortlich sein kann: metallausscheidende Bakterien. Um das zu beweisen, verwendeten die Forscher Cupriavidus metallidurans, eine Mikrobe mit der erstaunlichen Gabe, toxische Goldverbindungen in reines Gold umwandeln zu können. Für die Experimente opferte Appenzeller selbst ein paar Strähnen, welche die Forscher dann in der Erde einer stillgelegten australischen Goldmine vergruben. Beimpften sie den Boden zusätzlich mit Cupriavidus metallidurans, so stieg der Goldgehlat in den Haaren rasant an – die Bakterien klebten von außen Goldpartikel an die Haare. Was mit dem Edelmetall funktioniert, könnte auch für Arsen gelten – das bisher beispielsweise für den Tod von Napoleon herhalten musste. „Arsen ist in vielen Böden enthalten. Und es gibt über hundert verschiedene Bakterienstämme, die gegen dieses Metall resistent sind”, so Appenzeller. „Das schaffen sie nur, indem sie das Gift in ein Sekret packen und es wieder ausscheiden.”

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 10/2010.

Die Arche war rund!

Erschienen in Geo, März 2010
Haben die Schreiber des Alten Testaments den falschen Bauplan für Noahs Rettungsboot überliefert?
An Gottes Anweisungen für Noah ist eigentlich nichts dran zu deuteln: „Mache Dir eine Arche (…), dreihundert Ellen sei die Länge, fünfzig Ellen ihre Breite und dreißig Ellen ihre Höhe.” Nun aber ist eine rund 1000 Jahre frühere Quelle aufgetaucht, die der biblischen Bauanleitung widerspricht.
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