Ayurveda fürs Grabmal

Mit Yoghurt verrührt, gilt Multani Mitti, oder Bleicherde, als ayurvedisches Geheimrezept für schöne Haut. Dieser Tage haben etwa 150 Restauratoren damit begonnen, einem Patienten ungewöhnlicher Art eine verjüngende Schlammpackung mit dieser Wundererde zu verpassen: dem Taj Mahal. Denn Bögen, Winkel und Nischen des 1648 fertiggestellten Mausoleums, das der Großmogul Shah Jahan für seine Hauptfrau Mumtaz Mahal errichten ließ, haben mit den Jahren einen gelblichen Schleier angesetzt. Schuld sind die Industrieabgase der nahen Millionenstadt Agra. Sechs Monate soll es dauern, dann erstrahlt der Marmor wieder in reinem Weiß. Stück für Stück tragen die Restauratoren die Maske auf, lassen den Schlamm über Nacht antrocknen und nehmen ihn dann mit destilliertem Wasser wieder ab. Schönheit hat natürlich ihren Preis: Die ayurvedische Wellness-Kur kostet pro Anwendung 150 000 Euro.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 9/2008.

Museum im ewigen Eis

Archäologen wühlen normalerweise in der Erde – nicht so Anne McConnell: Die australische Wissenschaftlerin grub sich während der vergangenen Wochen durch dicke Schichten aus Eis und Schnee, um zu den verschollenen Hütten des Geologen Douglas Mawson am Cape Denison in der Antarktis vorzustoßen. Der Australier, der 1907 Ernest Shackleton auf dessen erster Expedition begleitete, errichtete die Gebäude im Jahr 1912 als Forschungsstation und überwinterte dort sogar mit seinem Team. Jetzt drohen die Hütten unter der Eislast einzustürzen. McConnell und weitere Spezialisten der Mawson’s Huts Foundation sind gerade von ihrer Expedition zurückgekehrt. Die Organisation will die Relikte konservieren und damt wichtige Zeugnisse aus den Kindertagen der Polarforschung für die Nachwelt erhalten. Während die Gebäude selbst durch das Extremklima stark gelitten haben, sind die Innenräume durch die Kälte ungewöhnlich gut erhalten geblieben. Als wären die Hütten erst gestern verlassen worden, liegen dort noch Briefe, Bücher, Whiskeyflaschen, Keksschachteln und sogar nur leicht verschrumpelte Kartoffeln und Überreste eines erlegten Seehunds herum. „Papier und Glasflaschen sind in gutem Zustand“, sagt Konservatorin Michelle Berry, „nur Metallobjekte wie Dosen sind korrodiert.“ Neben weiteren Reparaturarbeiten an den Gebäuden selbst wird die Aufgabe der nächsten Expedition darin bestehen, die gefährdeten Fundstücke mit einer konservierenden Schutzschicht zu überziehen.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 7/2008.