Die Ruinen der Macht

Ein Bochumer Archäologe entdeckt das Panionion, das zentrale Heiligtum des Ionischen Bundes

Die Archäologen der Zukunft werden jubeln, wenn sie in einigen Jahrtausenden den Spaten in Brüssel am Boulevard Leopold III in die Erde stoßen. Denn die Ruinen, die sie dort finden werden, waren einst das Hauptquartier des mächtigsten Militärbundes um die zweite Jahrtausendwende: der Nato. Ein Fund ähnlicher Tragweite gelang diesen Sommer dem Archäologen Hans Lohmann von der Bochumer Ruhr-Universität. Er entdeckte auf den entlegenen Höhen des Mykale-Gebirges an der kleinasiatischen Westküste die Überreste des Panionions – des zentralen Heiligtums des Ionischen Bundes, gebaut im 6. Jahrhundert vor Christus. Damals war das kleinasiatische Bündnis zwölf ionischer Städte die letzte Bastion der griechischen Welt gegen die Bedrohung des immer mächtiger werdenden Perserreichs.

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Der Tod des Alten Drachen

Verfall und Dekadenz am Kaiserhof

Mit vierzehn Jahren hat Hong Xiuquan nur ein Ziel. Er will raus aus seiner kleinen Welt. Als das vierte von fünf Kindern einer armen Bauernfamilie aus Guanlubu hat er schon bei seiner Geburt im Jahr 1814 keine Zukunft. Zumal seine Eltern Hakka sind, eine ethnische Minorität aus dem Norden. Die Hakka-Frauen binden sich die Füße nicht ein wie andere Frauen, deshalb werden sie von den Han-Chinesen verachtet. Und Bauern stehen auf der niedersten Stufe in der chinesischen Sozialordnung, obwohl die Bauern in den konfuzianischen Schriften als die produktive Basis der Gesellschaft gepriesen werden. Ein Hakka und gleichzeitig Bauer zu sein heißt in der Realität, zum Abschaum des Abschaums zu gehören. Weiterlesen

Auf der Jagd nach der Unsterblichkeit

Frühe Kaiser und ihre letzten Ruhestätten

Wie so viele Geschichten beginnt auch diese mit einer Frau. In Handan, Hauptstadt des nördlich von Qin gelegenen Reiches Zhao, lebt der wohlhabende Kaufmann Lü Buwei mit seiner Konkubine. Mit Perlen, Jade und anderen Luxuswaren hat Lü Buwei ein Handelsimperium aufgebaut. Die Konkubine ist der Schmuck seines Hauses. So schön ist sie, dass im Jahr 260 v. Chr. Zhuangxiang, Sohn des Herrschers von Qin, Gefallen an ihr findet. Lü Buwei wittert ein Geschäft. Er überlässt die Frau dem jungen Prinzen. Es ist das beste Geschäft seines Lebens. Denn im darauffolgenden Jahr gebiert sie – nach einer zwölfmonatigen Schwangerschaft, wie die Historiker später berechnen werden – Zhuangxiang einen Sohn, Zhao Zheng. Und Lü Buwei wird zum engen Vertrauten des Königssprosses. Weiterlesen

Piratennester und Schmugglerhöhlen

Seefahrt und Handel an Chinas Küsten

Wer einen Arowana im Haus hat, ist ein gemachter Mann. Nach der chinesischen Lehre des Feng Shui mehrt der „goldene Drachenfisch“ den Reichtum seines Besitzers – zuweilen ins Unermessliche. Darum sind Arowanas beliebte Haustiere in Asiens Chefetagen. Bis zu 50 000 US-Dollar kann ein Exemplar des Süßwasserfisches leicht kosten; vor allem, wenn seine roten Schuppen mit einen goldenen Schimmer belegt sind. Hat der Fisch dann erst einmal im Aquarium eines Geschäftsmannes seine Fähigkeit unter Beweis gestellt, steigt sein Wert. Für die Arowanas erfolgreicher Wirtschaftsbosse sollen schon Millionenbeträge geboten worden sein. Doch kaum ein Chinese würde seinen Arowana verkaufen. Es ist üblich, den Fisch – nachdem er gute Dienste geleistet hat – auszusetzen. Ihm seine Freiheit zurückzugeben. Weiterlesen

Tore wie Tempeltüren

Die große Mauer als Grenze zwischen Ming und Mongolen

Colonel Robert McCormick sammelt Steine. Alle seine Korrespondenten wissen Bescheid: Wenn sie von einer Auslandsrecherche zurück in die Redaktion der Chicago Tribune kommen, freut sich der Herausgeber über einen Stein fast so sehr wie über eine gelungene Reportage. Die Brocken lässt er dann in die Fassade des „Tribune Tower“ einbauen – jenes imposanten Wolkenkratzers an der North Michigan Avenue Nr. 435, den McCormick in den Jahren zwischen 1922 und 1925 für sein Zeitungsimperium hat bauen lassen. Bis heute wird dieser Brauch fortgeführt, inzwischen ist die McCormick-Sammlung auf 141 Steine angewachsen. Ein Marmorbrocken vom Parthenon in Athen prangt dort, ein Stück ägyptische Pyramide, ein Stein aus dem indischen Taj Mahal, ein Betonklumpen aus der Mauer, der einst West- von Ostberlin trennte. Sogar ein Souvenir vom Mond stellt die NASA als Leihgabe für den Tribune Tower zur Verfügung. Und natürlich darf ein Stein nicht fehlen in dieser Sammlung am Tribune Tower: ein Stück der Großen Chinesischen Mauer. Weiterlesen

Erdbebenfrösche und Lotusfüsse

Das goldene Zeitalter der Erfindungen unter der Song-Dynastie

„Feuer! Es brennt! Feuer!“ durchschneidet am 12. April 1208 ein Gellen das gedämpfte Nachtgemurmel in den Straßen Hangzhous. Und sofort beginnt die Stadt sich zu regen. Zuerst ändert sich die Geräuschkulisse: „Feuer! Es brennt!“ nimmt der Rufer eines Wachturmes die Warnung auf, trägt den Alarm über die Dächer der Häuser hinweg zu den Wachstationen. Das gleichmäßige Summen in den Straßen schwillt an, wird lauter und schriller. Dann setzt die Bewegung ein. Hastende Füße scharren über das holprige Pflaster. Menschen eilen in Strömen zu den Feuerwachen. Hier liegen Hacken, Schaufeln, Eimer, Seile, Signalflaggen, Lampen und in Asbest getränkte feuerfeste Kleidung bereit, mit denen Soldaten und Helfer in Windeseile Wasser transportieren, Schneisen in die Stadt schlagen und Bergungsaktionen koordinieren können. Die Routine der Feuerwehr ist überlebenswichtig für die Stadt. Denn Hangzhou im Jahr 1208 ist wie ein Scheiterhaufen, der nur auf die nachlässig geschwenkte Fackel, die umgekippte Öllampe oder den unachtsam aufgehängten Papierlampion wartet. Holzhaus steht hier an Holzhaus, die meisten mehrere Stockwerke hoch. In den engen Lücken zwischen den Gebäuden fällt niemals ein Sonnenstrahl bis auf den Boden. Weiterlesen

All die schnellen Pferde

Die große Mauer der Qin und Han als Schutz gegen nomadische Reitervölker des Nordens

Mao Dun, Khan der Xiongnu, ist ein unersättlicher Mann. Pferde und Frauen gelten ihm als liebster Zeitvertreib. Für beide gilt: Sie sollen in ausreichender Menge vorhanden sein. Und je edler in der Abstammung, desto mehr Vergnügen bereitet es dem Herrscher, sie gefügig zu machen. Kostbare Pferde besitzt der Khan des Nomadenvolkes bereits im Überfluss. Um seinen Bestand an Frauen aufzuwerten, nimmt er im Jahr 198 v. Chr. einen Vorschlag des chinesischen Gesandten Liu Jing an. Er erhält eine Prinzessin der Han zur Ehe, dazu als Brautgeschenk Seide, Alkohol, Getreide und andere Nahrungsmittel. Alles, was Mao Dun dafür tun muss, ist Han als gleichberechtigten Bruderstaat zu betrachten und die Mauer, welche die Han vor den Xiongnu schützen soll, als Grenze anzuerkennen. Noch im selben Jahr erhält der Khan die erste Han-Prinzessin für seine Sammlung. Weiterlesen