Ötzis letztes Essen

Vor rund 5300 Jahren starb Ötzi, der berühmt gewordene Mann aus der Jungsteinzeit. Vor 20 Jahren fanden Spaziergänger Ötzis Leiche, seitdem wurde die Mumie immer wieder untersucht. Jetzt haben Forscher sogar herausgefunden, was Ötzi zuletzt gegessen hatte – seinen letzten Snack verspeiste der Eismann nur etwa 30 Minuten bis zwei Stunden vor seinem Tod. Im Magen fanden sie einzelne Fleischbrocken: Ötzi hatte Steinbock gegessen. Ob er den Bock roh verschlang oder vorher grillte, konnten sie allerdings nicht sagen. Ascheteilchen in seinem Darm könnten von einem Feuer stammen, über dem der Eismann sein Steak röstete. Allerdings fanden die Forscher zwischen den Essensresten auch Tierhaare und Fliegenreste – besonders sorgfältig hatte er seine Mahlzeit also nicht zubereitet. Es hat lange gedauert, bis die Mumienexperten den Magen überhaupt finden konnten. Denn der war nach dem Tod des Eismanns dorthin verrutscht, wo sonst die Lungen liegen.

Erschienen in Dein Spiegel 08/2011.

Lego für Fortgeschrittene

1500 Legobausteine – darunter 110 Zahnräder – brauchte der US-Amerikaner Andrew Carol, um daraus in 30 Tagen eine der ältesten Rechenmaschinen der Welt nachzubauen. Die stammt aus dem alten Griechenland und wurde bereits vor über 2100 Jahren erfunden. Mit dem sogenannten Antikythera-Mechanismus konnten die Gelehrten Sonnen- und Mondfinsternisse vorausberechnen. Auch die Zeit bis zu den nächsten Olympischen Spielen zeigte die komplizierte Rechenmaschine an. Taucher entdeckten den verkrusteten Klumpen aus Zahnrädern und Metallstäbchen 1900 in einem Schiffswrack vor der griechischen Küste. Doch erst 2006 fanden Wissenschaftler heraus, wie die Maschine funktioniert hat. Jedenfalls fast – bis heute sind noch immer nicht alle ihre Geheimnisse geklärt. Der Antikythera-Mechanismus ist nicht die erste Rechenmaschine, die Carol aus Lego nachgebaut hat. In seiner Freizeit puzzelte er schon andere alte Rechenmaschinen aus den kleinen Plastiksteinchen zusammen. Wenn er nicht gerade mit Lego spielt, arbeitet Carol als Software-Entwickler für die Firma Apple.

Erschienen in Dein Spiegel 02/2011.

Steine schleppen ohne Muskelkater

Schottland – Im Osten Schottlands gibt es eine Menge kleiner, verzierter Steinkugeln. Spielten die Leute in der Jungsteinzeit damit etwa Tennis oder Cricket? Der Archäologe Andrew Young hat eine bessere Erklärung: Steinzeitliche Baumeister könnten die Bälle benutzt haben, um damit Riesensteine zu bewegen für Monumente in Schottland oder Stonehenge. Das ist ein Bauwerk im Süden Englands, das aus meterhohen Steinen besteht.
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Forscher in der Tiertoilette

Das ist kein Job, den man unbedingt haben will: Die Forscher Brian Chase, Andy Carr und Arnoud Boom sammeln in Südafrika jahrhundertealte Urin-Reste von Tieren. Sie wollen damit etwas über den Klimawandel herausfinden. Das ist einerseits eklig, andererseits aber auch genial: In Südafrika leben Klippschliefer, die sehen aus wie große Meerschweinchen, sie sind aber tatsächlich entfernte Verwandte von Elefanten. Die Tiere haben eine sehr nützliche Angewohnheit: Klippschliefer-Familien pinkeln über Jahrtausende hinweg immer wieder in die selbe Toilette, zum Beispiel unter einen Felsüberhang. Der Urin trocknet und bildet um die kleinen Kotkugeln herum harte Ablagerungen, die bis zu 40 Zentimeter dick sind. Die Forscher müssen nun die Klippschliefer-Klos anbohren und Proben entnehmen. Weil auch bei Klippschliefern immer nur hinten rauskommt, was vorher vorn reingegangen ist, können die Wissenschaftler aus dem Kot erkennen, welche Pflanzen wann in der Gegend gewachsen sind. Und daraus schließen sie, welches Klima herrschte.

Erschienen in Dein Spiegel 12/2010.

Tauchgang zur „Titanic”

Erst kam der Eisberg, dann kamen die Schatzsucher – und jetzt die Wissenschaftler. 35 Jahre nach der Entdeckung des Wracks der „Titanic” will ein Team von Unterwasserarchäologen die Reste des wohl berühmtesten Schiffes der Welt untersuchen. Bisher wurden zwar schon über 5000 Gegenstände geborgen, darunter Porzellan, Schuhe oder Schiffsteile. Doch das Wrack selbst und sein Zustand interessierte die Schatztaucher nur wenig. „Wir werden die „Titanic” so behandeln wie den Schauplatz eines Verbrechens”, erklärt Expeditionsleiter David Gallo. Mit den neuesten technischen Geräten plant die 20-köpfige Forscher-Crew, eine genaue 3-D-Aufnahme des Wracks und der Umgebung anzufertigen. Mit diesen Daten können die Archäologen dann genau feststellen, wo das Schiff bereits unter den starken Unterwasser-Strömungen, dem Salzwasser und dem enormen Druck am Meeresboden gelitten hat. „Es gibt schon Stellen am Oberdeck und an den Wänden, an denen das Material dünn geworden ist”, sorgt sich Gallo, „und die Decken könnten bald einstürzen.” Die Expedition startet am 18. August. Wer online mit dabei sein will, kann den Forschern auf www.expeditiontitanic.com über die Schulter schauen.

Erschienen in Dein Spiegel 09/2010.

Grusel-Gräber

Einen gruseligen, mindestens 1600 Jahre alten Friedhof fanden Archäologen im britsichen York. Dort lagen 80 Gladiatoren begraben – die meisten davon ohne Kopf. Einer der Kämpfer wurde in der Arena wahrscheinlich sogar von einem wilden Tier getötet. An seinen Knochen entdeckten die Ausgräber Bißspuren eines Löwen, Tigers oder Bären. Andere zeigten schwere Verletzungen von Keulen oder Äxten. Bei vielen der Toten war der rechte Arm deutlich länger als der linke. Diese Veränderung am Skelett entsteht, wenn ein rechtshändiger Mensch schon als Jugendlicher mit dem Training an schweren Waffen beginnt. Sklavenhändler verkauften besonders aufsässige Kinder oft an Gladiatorenschulen, wo sie schon früh mit der Ausbildung beginnen mussten. Trotz ihres grausamen Todes wurden die Männer sorgfältig begraben. Einem von ihnen hatten seine Fans die Überreste von mindestens vier Pferden mit ins Grab gelegt, die sie zuvor wohl als Leichenschmaus verzehrt hatten. Ein anderer bekam gleich ein ganzes Schaf mit ins Jenseits.

Erschienen in Dein Spiegel 08/2010.

Harry Potter statt Micky Maus

Micky Maus kann einpacken. Denn am 18. Juni bekommt die alte Maus in Orlando, Florida, einen neuen Nachbarn: Nur wenige Kilometer von Disneyworld entfernt eröffnet die „Wizarding World of Harry Potter”, ein neuer Vergnügungspark der Universal Studios. Hauptattraktion des Parks wird die Tour „Harry Potter und die Verbotene Reise” sein. Schon das Anstehen für die Fahrt ist ein Erlebnis – denn die Schlange führt durch die Hallen von Hogwarts. Die Besucher laufen durch das Büro von Rektor Dumbledore, durch den Raum der Wünsche, vorbei am Sprechenden Hut und am Spiegel von Erised. Und dann geht’s erst richtig los: Ein als „verzauberte Bank” getarntes Gefährt schwebt über Hogwarts, entkommt nur knapp einem Drachenangriff und findet sich urplötzlich mitten in einem Quidditch-Spiel wieder. Wem das noch nicht genug Action ist, der kann sich auf den ”Dragon Challenge” wagen. Auf dieser zweigeteilten Achterbahn kämpfen ein chinesischer Feuerballdrache und ein ungarischer Hornschwanzdrache gegeneinander – beide Wagen fahren gleichzeitig los und rasen auf ineinanderverdrehten Bahnen. Auf der Rückseite des Dragon Challenge ist übrgens eine hohe Mauer, um den Krach abzuhalten. Denn gleich dahinter liegt eine Schule – und die Schüler könnten sonst bei dem Gekreische der Fahrgäste nicht lernen.

Erschienen in Dein Spiegel 07/2010.