Der geheimnisvolle Steinkreis von Stonehenge ist um eine gewagte Theorie reicher: Ein Bogenschütze soll über das Heiligtum gewacht haben, bis er von seinem Nachfolger erschossen wurde. Ein Experte präsentiert jetzt Indizien für das blutige Ritual – und manche sind sogar plausibel.
Archiv für den Monat: März 2008
Kino der Bronzezeit
Lange vor Erfindung des Papiers gab es bereits das erste Daumenkino. Als Zeichenunterlage dienten den frühen Cartoonisten Tonschüsseln, die man mit dem Daumen in Drehung versetzen konnte. So erweckten die Bildchen auf der Schüsselwand die optische Illusion eines fortlaufenden Films. Ein solches Stück aus der bronzezeitlichen Stadt Schahr-e Sochte (persisch für verbrannte Stadt) haben iranische Archäologen jetzt in einer Filmdokumentation vorgestellt. Auf dem etwa zehn Zentimeter hohen Schüsselchen springt eine Bezoarziege in die Luft, schnappt nach den Blättern eines Baumes und landet schließlich wieder auf ihren Hufen – dargestellt in fünf Einzelbildern. Dass die Darstellungen tatsächlich eine animierte Bildersequenz ergeben sollen, hat der iranische Archäologe Mansur Sadschadi herausgefunden. Nach seiner Vermutung ist die Cartoonziege ein Symbol aus dem Kult der Muttergöttin Murkum, dessen Ursprung im heutigen Pakistan liegt.
Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 13/2008.
Jesus-Tuch im Superscanner
Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen haben italienische Wissenschaftler eine neue Aufnahme des Turiner Grabtuches angefertigt. Die hochauflösenden Fotos zeigen das Gewebe in noch nie gesehener Detailschärfe – nur: Lösen sie das Rätsel um seine Echtheit?
Das Rätsel des Quassel-Steins
Wer den Blarney-Stein küsst, wird zum wortgewandten Redner so die Sage. Doch welcher Brocken in der Wand des riesigen irischen Wehrturms ist der Zauberstein? Archäologen behaupten jetzt, dass Hunderttausende Touristen den falschen umschmust haben.
Mord am Hofe Medici
Woran starben Pico Mirandola und sein Liebhaber Agnolo Ambrogini? 500 Jahre lang gab es über die Todesursache des italienischen Philosophen und seines Dichterfreundes nur Gerüchte, nun konnte der Fall durch moderne Forensik gelöst werden.
Die Hexengruben von Cornwall
Auf Schwanenhaut gebettete Eier und tote Elstern in kleinen Erdlöchern: In Südengland hat eine Archäologin Spuren eines mysteriösen Rituals entdeckt. Was steckt hinter dem bizarren Vogelzauber, der im 17. Jahrhundert mit dem Tod auf dem Scheiterhaufen bestraft wurde?
Opfergruben der Hexen
Wer auch immer um das Jahr 1640 die flachen Gruben ausgehoben und mit magischen Zutaten gefüllt hat, muss es heimlich und mit größter Vorsicht getan haben. Denn in jenen Tagen der Kirchenkonflikte und des Bürgerkriegs waren Hexenprozesse in England nicht ungewöhnlich. Der Boden einer der Gruben nahe der Stadt Truro in Cornwall ist mit Schwanenhaut ausgelegt, auf zwei Seiten beschwert mit je einer toten Elster. In der Mitte liegen Eier, in einigen davon Küken, kurz vor dem Schlüpfen verendet. Mittlerweile 35 solcher Gruben hat Ausgräberin Jacqui Wood schon gefunden. Mir fällt einfach keine andere Erklärung für diese Anordnung ein als ein heidnisches Ritual, sagt die Archäologin. Was sollte der Hexenzauber von Truro bewirken? Schwäne waren die Vögel der heiligen Brigitta, Schutzpatronin der Wöchnerinnen. Elstern sind noch heute in Cornwall mit Aberglauben belegt. Eine für Sorgen, zwei für Freud, sagen die Leute, wenn sie einen der schwarz-weißen Vögel sehen. Und Eier stehen nicht nur im britischen Volksglauben für Fruchtbarkeit. Meine Theorie ist, das junge Mädchen, die im ersten Jahr der Ehe nicht schwanger wurden, mit diesen Opfergruben die höheren Mächte um Hilfe baten, spekuliert Wood.
Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 12/2008.
Bodenschätze unter Manhattans Asphalt
Unter der Bebauung von Großstädten ist jeder Quadratmeter gespickt mit archäologischen Resten. Auch in New York: In Lower Manhattan fand eine Archäologin Reste der ersten Wasserleitung der Stadt, den Wohlstandsmüll eines reichen Händlers und den alten Uferverlauf des East River.
Am Ende aßen sie Schlittenhunde
Eine Portion Seehund ist noch da, die letzten Flaschen Whiskey stehen im Regal einer Hütte: An einem der windigsten Orte der Antarktis folgen Archäologen den Spuren des Polarforschers Douglas Mawson. Die faszinierende Geschichte einer Heldensuche im ewigen Eis.
Die Eisgräberin
Die Archäologin Anne Jensen plagt sich im hohen Norden Amerikas mit Dauerfrost,Eisbären – und Highschool-Schülern, die trotz bitterer Kälte partout keine Mützen tragen wollen. Der Einsatz lohnt sich. Denn es geht um den Nachweis, dass hier einst die Wiege des Volkes der Thule stand.