Laut Geschichtsschreiber Herodot wurden ägyptischen Toten bei der Mumifizierung die Organe entfernt – Forscher von heute haben ganz andere Erkenntnisse. Außerdem im archäologischen Wochenrückblick: ein gesunkener Holländer und die Sterblichkeit von Facebook.
Archiv für den Monat: März 2013
Übersehener Schatz
Jean-Baptiste Croizet ahnte nicht, was er da in den Händen hielt. Zwischen 1830 und 1842 hatte der französische Pfarrer in der Auvergne einen Geweihknochen entdeckt, in den das Abbild eines Pferdes geritzt war. Wie sich nun zeigt, handelte es sich womöglich um den ersten Fund eines steinzeitlichen Kunstgegenstandes. Erst jetzt wurde eine wissenschaftliche Auswertung des 14000 Jahre alten Stückes veröffentlicht. Zu Croizets Zeiten war die Forschung nicht so weit, die Bedeutung des Knochen erkennen zu können: Alte, verzierte Gegenstände wurden generell als „keltisch“ klassifiziert. Mehr oder weniger unbeachtet überdauerte das Geweihstück in Vitrinen und Regalen des Natural History Museum in London, bis es 1989 wiederentdeckt und in den Jahren 2010 und 2011 näher untersucht wurde. Eine Micro-Computertomografie und eine Untersuchung im 3-D-Mikroskop brachten Details über die Arbeitsweise des altsteinzeitlichen Künstlers zutage. Die Geschichte des Geweihstücks ist nun in der britischen Zeitschrift „Antiquity“ erschienen, die Ergebnisse der Untersuchungen werden in der Mai-Ausgabe des „Journal of Archaeological Science“ publiziert.
Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 14/2013.
Leere Kassen: NRW streicht Archäologen alle Gelder
Römische Lager, mittelalterliche Städte: In Nordrhein-Westfalen gibt es eine Fülle archäologischer Fundstätten. Doch die Landesregierung will weder Archäologie noch Denkmalpflege weiter finanzieren. Schon 2015 sollen keine Gelder mehr fließen. Wissenschaftler sind entsetzt.
Hobby-Archäologe: „Horst Klötzer ist einmalig“
Horst Klötzer ist pensioniert, war früher Dreher – und hat schon so ziemlich alles gefunden, wovon Archäologen träumen: Steinartefakte aus der Altsteinzeit, Hügelgräber, eine Burgruine. Experten sind begeistert von dem Hobby-Forscher mit dem einzigartigen Riecher.
Frühe Brasilianer
Unter Archäologen ist heftig umstritten, wann Menschen erstmals den amerikanischen Kontinent besiedelten. Frazösische Forscher stützen nun den Verdacht, dass es, abweichend von der Lehrmeinung, Vorgänger der 13000 Jahre alten Clovis-Kultur gab. Eine Gruppe um die Geochronologin Christelle Lahaye und den Archäologen Eric Boëda wird in der kommenden Ausgabe des Journal of Archaeological Science über Funde vom Toca da Tira Peia in Brasilien berichten. Am Fuß dieser steilen Felswand gruben die Forscher 113 Steinartefakte aus. Da in den Erdschichten keine organischen Reste erhalten waren, bestimmten sie das Alter der Werkzeuge über die natürlichen Strahlungsschäden in den Quarzkristallen. 15 der Werkzeuge stammen demnach aus einer mehr als 22000 Jahre alten Schicht – und sind damit deutlich älter als Artefakte, die die Clovis-Kultur hinterlassen hat.
Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 13/2013.
Ausgegraben 12/2013
Bei den Bauarbeiten unter London finden Archäologen die ersten Toten der Pest-Epidemie. Außerdem im archäologischen Wochenrückblick: eine Münze, die ein Chinese vor 600 Jahren in Kenia zurückließ und Hilfestellung bei der kniffeligen Latein-Übersetzung des Mottos von Papst Franziskus.
Ausgegraben 11/2013
Auf Wandbildern erscheint die Stadt Amarna als eine Art Paradies. Tatsächlich war das Leben unter Pharao Echnaton aber die Hölle, wie Forscher nun herausfanden. Außerdem im Wochenrückblick: Ein Angelhaken, der schon in der Eiszeit eine echte Antiquität war und Neues aus der Welt der Meeresschnecken-Mode.
Ausgegraben 10/2013
Die Alten Römer waren Feinschmecker? Von wegen. Knochen verraten, dass die meisten häufig Tiernahrung aßen. Außerdem im archäologischen Wochenrückblick: historischer Fund im Hut eines Königs, Kinderopfer der Inka – und die Feierabende von Friedrich Engels.
Ausgegraben 09/2013
Pferdefleisch galt in England als besonderer Leckerbissen zu religiösen Festen – bis die Christen Schluss machten mit heidnischen Bräuchen. Außerdem im archäologischen Wochenrückblick: Katzenpfoten auf römischen Ziegeln, kaiserliche Dienerinnen – und blutige Opfer.