Da fährt er auf zu den Wolken, sicher geleitet von zwei Jungfrauen, die Freiheit und Sieg personifizieren, geht ein in die Gemeinschaft der Unsterblichen — wie einst die römischen Kaiser. Doch der Mann auf dem Gemälde ist kein göttlicher Imperator, sondern ein demokratisch gewählter, durch und durch irdischer Staatschef: George Washington, erster Präsident der Vereingten Staaten von Amerika. Das Fresko schmückt die Kuppel des Capitols in Washington. Die Architektur des Gebäudes ist dem Pantheon nachempfunden, in dem die alten Römer ihre Götter verehrten. Benannt wurde es nach einem der sieben Hügel der Ewigen Stadt, und zwar jenem, auf dem der antike Senat seinen Sitz hatte. Die Gründungsväter Amerikas nahmen fleißig Anleihen bei römischen Vorbildern, um den Anspruch ihres Volkes auf Macht, Ruhm und Ehre darzustellen. Die junge Nation sollte ein neues Rom werden. Weiterlesen
Archiv für den Monat: März 2002
Krumme Geschäfte
Am Morgen des 3. Februar 1975 schließt der Chef der United Fruit Company Eli Black sorgfältig seine Bürotür im 44. Stock des New Yorker Pan Am Buildings hinter sich zu. Er nimmt seinen Aktenkoffer, zertrümmert die Scheibe und springt. Sein Körper zerplatzt auf dem Asphalt der belebten Park Avenue. Als die Ermittler ihre Arbeit aufnehmen, stellt sich heraus, daß United Fruit dem Präsidenten von Honduras insgesamt 2,5 Millionen US Dollar geboten hat, wenn die Firma bevorzugt bei der Festlegung von Ausfuhrzöllen behandelt wird. Doch Black ist tot und das wahre Ausmaß des Bestechungsskandals wird mit ihm begraben. United Fruit zahlt 15 000 Dollar Strafe und die Akten werden stillschweigend zugeklappt. Weiterlesen
Postfach 1663 Santa Fe
Stirling Colgates Haut dampft, als er vom Spielfeld zurück zu dem Holzverschlag stapft, der den Jungs als Unterkunft dient. Selbst jetzt noch, Anfang Dezember, lassen die Lehrer sie nur in kurzen Hosen Sport treiben. Es diene der Abhärtung, wird ihnen gesagt. Abhärtung hatten sie alle bitter nötig, als sie aus den wohlgeheizten Neuengland-Villen ihrer steinreichen Eltern hierher auf die Ranch School kamen. Hoch in die Sangre de Cristo Mountains, wo die pinienprickelnde Luft so dünn und klar ist, daß ein tiefer Atemzug während der ersten Wochen hier oben den stadtgewöhnten Lungen schmerzt. Sie alle sind hergeschickt worden, um von verzärtelten Ostküsten-Jungs zu harten Männern der Berge zu reifen. Weiterlesen
Die Hexen von Salem
Viele Auswanderer, die vor der Inquisition in Europa nach Amerika geflohen waren, fühlten sich als die besseren Christen. Doch bald kam es auch in der Neuen Welt zur Hexenjagd. Weiterlesen
Das amerikanische Jahrhundert beginnt
Zum ersten Mal in der Geschichte setzt ein amerikanischer Präsident in offizieller Mission seine Füße auf europäischen Boden. Es ist eine kleine Sensation. Woodrow Wilson ist nach Paris gekommen, um dort an den Friedensverhandlungen nach dem Ersten Weltkrieg teilzunehmen. Im Gepäck hat er einen aus 14 Punkten bestehenden Plan zur Neuordnung der internationalen Verhältnisse. Seine Vision: eine friedliche und gerechte Welt unter der moralischen Führung der USA. Mit dem entsprechenden missionarischen Eifer läßt Wilson auf der Konferenz seine Donnerstimme erschallen wie ein Wanderprediger in der Scheune. Europa hat jedoch alles andere im Sinn, als sich von Amerika missionieren zu lassen. Der französische Ministerpräsident Georges Clemenceau kommentiert das Auftreten des amerikanischen Präsidenten sarkastisch: Mr. Wilson ödet mich mit seinen vierzehn Punkten an, selbst der Allmächtige hat nur zehn! Weiterlesen