Sie geistern durch Hollywood-Filme, Kinder- und Geschichtsbücher, doch für Forscher sind Piraten so gut wie unsichtbar. Archäologen finden weder Schatzkarten noch Handprothesen mit Enterhaken. Nur mit viel Geduld gelingt die Suche – dann aber gibt es einige Überraschungen.
Archiv für den Monat: Juni 2009
Hasta la vista, State Parks
Der Sparzwang hat Kalifornien fest im Griff. Jetzt setzt Gouverneur Arnold Schwarzenegger auch bei den State Parks an. Macht er seine Drohungen wahr und stoppt deren Finanzierung, bleiben ab Juli Wälder, Museen und Strände einfach sich selbst überlassen.
Wikinger blieben doch länger in Amerika
Sie kamen, trafen auf den erbitterten Widerstand der indianischen Ureinwohner – und verzogen sich bald wieder. So jedenfalls ging die bisherige Version von der Stippvisite der Wikinger in Nordamerika um das Jahr 1000 nach Christus. Nun aber hat die Archäologin Pat Sutherland vom Canadian Museum of Civilization eine Reihe von Beweisen zusammengetragen, nach denen die nur kurz bewohnte Siedlung von Leif Eriksson und seinen 35 Gefolgsleuten im neufundländischen L’Anse aux Meadows nicht der einzige Ort in Kanada war, wo die Nordländer sich niederließen. Etwa 1500 Kilometer nordwestlich des bekannten Dorfs entdeckte Sutherland auf der Baffininsel nahe Nanook längere Zeit bewohnte Behausungen aus Stein. Diese Bauweise kannten die dort um die Jahrtausendwende lebenden Ur-Amerikaner nicht – wohl aber die Seefahrer aus dem fernen Island. Gleiches gilt für ein steingefasstes Entwässerungssystem, auf das Sutherland dort gestoßen ist. Auch Holzverzierungen mit typischen Mustern sprechen dafür, dass die Nordmänner es wohl doch länger in der Neuen Welt ausgehalten haben als gedacht.
Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 25/2009.
Archäologen finden erstmals intakte Hexenflasche
Krudes Gebräu gegen schwarze Magie: Zum Schutz vor Hexerei haben viele Briten im 16. Jahrhundert Flaschen vergraben. Nun haben Archäologen zum ersten Mal ein intaktes Exemplar gefunden – gefüllt mit einem Lederherz, Nägeln und Urin.
Beweisstück gegen den Schöpfungsglauben
Britische Forscher haben in den Magazinen des Natural History Museum in London einen rund 400 000 Jahre alten Faustkeil wiederentdeckt, der seit 150 Jahren verschollen war. Das von Menschenhand hergestellte Werkzeug hatten englische Gelehrte im 19. Jahrhundert in einem Steinbruch nahe der nordfranzösischen Stadt Amiens inmitten von Mammut- und Wollnashornknochen gefunden. Das Artefakt hatte seinerzeit das Weltbild der Biebelgläubigen erschüttert, die nach den Lehren des im 17. Jahrhundert lebenden Erzbischofs Ussher glaubten, Gott habe die Menschen im Oktober 4004 vor Christus geschaffen. Nur kurze Zeit nach seiner Entdeckung war „der Stein, der die Zeitbarriere durchbrach“, wie es ein prominenter Archäologe formulierte, spurlos verschwunden. Erst jetzt haben der Geograf Clive Gamble und der Paläontologe Robert Kruszynski das berühmte Beweisstück unter Tausenden prähistorischen Werkzeugen in den Archiven zum zweiten Mal ausfindig gemacht. Auf dem behauenen Flint mit der Inventarnummer E 5109 klebte ein kleines weißes Schildchen aus viktorianischer Zeit mit dem Vermerk: St Acheul, Amiens. 1 Fuß unter der Oberfläche, April 27 – 59 – der Faustkeil ist damit genau auf jenes annus mirabilis 1859 datiert, in dem auch der Naturforscher Charles Darwin mit seiner Abhandlung über die Entstehung der Arten den Glauben an die göttliche Schöpfung ins Wanken brachte.
Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 24/2009.