Im italienischen Modena haben Archäologen ein Paar gefunden, das sich bereits seit eineinhalb Jahrtausenden die Hände hält. So reich sie offenbar an Liebe im Leben gewesen waren, so arm waren sie vermutlich an Geld.
Archiv für den Monat: Oktober 2011
Indiana Jones geht in die Luft
Immer nur buddeln? Ist von gestern. Moderne Archäologen setzen Drohnen ein: Im russischen Altai-Gebirge spüren Forscher mit Hilfe der kleinen Fluggeräte imposante Gräber der Skythen auf. Die Zeit drängt – die Stätten könnten bald zerstört werden.
Löste Columbus die Kleine Eiszeit aus?
Als Christoph Columbus Amerika erreichte, könnte er ungewollt den Startschuss für die sogenannte Kleine Eiszeit gegeben haben. Diese Theoriehat der US-Geochemiker Richard Nevle jetzt auf dem Jahrestreffen der Geological Society of America vorgestellt. In den Jahrzehnten nach Columbus‘ Entdeckungsfahrt rafften Kriege und eingeschleppte Krankheiten die einheimische Bevölkerung dahin. Als Columbus 1492 eintraf, lebten noch 40 Millionen Eingeborene auf den amerikanischen Kontinenten. Bis zu 90 Prozent von ihnen starben durch die Eroberungszüge der Europäer. Als Folge wurde weniger Holz verbrannt, riesige Flächen des zuvor bestellten Landes lagen brach, die Bäume kehrten zurück. Die neuen Wälder, so hat Nevle ausgerechnet, könnten bis zu 17 Milliarden Tonnen CO2 aus der Erdatmosphäre aufgenommen haben. Aufgrund des dadurch verringerten Treinhauseffektes habe sich die Atmosphäre merklich abgekühlt. Insbesondere auf der Nordhalbkugel gab es zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert tatsächlich eine Kälteperiode; Flüsse froren häufiger zu, es kam zu Missernten.
Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 43/2011.
Schrumpfköpfe durch Erdpech?
Natur-Asphalt war für die Chumash-Indianer ein wahres Wundermittel. Die Indianer, die von etwa 6500 vor Christus bis ins Jahr 1782 Inseln und Festland des heutigen Südkalifornien bewohnten, dichteten mit dem Erdpech Wasserflaschen und Boote ab, sie behandelten damit Gelenkerkrankungen und Knochenbrüche – und verwendeten es sogar als Kaugummi. Doch für den Gebrauch dieser Allzweckwaffe zahlten sie möglicherweise einen hohen Preis. Ein amerikanisch-schwedisches Forscherteam vermutet, dass Bitumen die Chumash zu einem chronisch kranken Volk machte. Für ihre Studie untersuchten die Anthropologen die Schädel von 269 erwachsenen Chumash, die auf den Inseln Santa Rosa und Santa Cruz begraben worden waren. Dabei kam heraus, dass die Schädel mit der Zeit geschrumpft waren. Mögliche Erklärung: Natur-Asphalt enthält viele polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Bei Babys, deren Mütter während der Schwangerschaft verstärkt diesen organischen Verbindungen ausgesetzt waren, kann es zu Kleinwuchs und kleineren Kopfumfängen kommen. Eine ältere Studie hatte gezeigt, dass die Chumash über einen Zeitraum von 7500 Jahren um zehn Zentimeter geschrumpft sind. Zudem kam bei den Indianern noch etwas hinzu: Statt Pflanzen und Schalentieren aßen sie häufig Fische – die waren aber stark mit PAK belastet.
Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 42/2011.
Die Beeren sind los!
Mal süß, mal sauer, immer wohlgerundet und vitaminreich: Finnland ist ein Traumziel für Beerenfreunde, kaum ein Sternemenü kann es mit einem frisch gepflückten Snack im Wald aufnehmen. Und das Beste: Jeder darf so viel sammeln, wie er tragen kann.
Die Sandalen von Camelon
Sie kamen, sahen – und hinterließen ihre Sandalen. Eine ungewöhnliche Entdeckung haben Archäologen in zwei römischen Lagern im schottischen Camelon gemacht. In einem Festungsgraben lagen 120 Ledersandalen mit genagelten Sohlen. Warum die römischen Soldaten so hoch im Norden derart viel Fußbekleidung horteten, ist für die Ausgräber ein Rätsel. Bislang glaubten die Forscher, die Römer hätten in dieser Region stets nur kurz ihre Lager aufgeschlagen. Tatsächlich aber scheinen sich die Besatzer in Camelon häuslich eingerichtet zu haben. Das Dorf gilt als einer der möglichen Orte für Camelot, den Hof des Sagenkönigs Artus. Einige Historiker glauben sogar, dass der angebliche Briten-Herrscher in Wahrheit ein Römer war.
Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 41/2011.
So qualvoll starben die irischen Könige
Den Schädel spalteten sie, den Bauch schlitzten sie auf, und die Gedärme räumten sie aus: Die Kelten in Irland opferten ihre Könige auf grausame Weise. Jetzt untersuchen Archäologen eine neu entdeckte Moorleiche – ausgerechnet die Brustwarzen sollen den Forschern mehr über den Toten verraten.
Hexen in geweihter Erde
Eine ungewöhnliche Entdeckung gelang dem italienischen Ausgräber Alfonso Forgione auf einem Friedhof in Piombino. Der Archäologe stieß auf das Grab zweier junger Frauen, die wahrscheinlich im Mittelalter als Hexen hingerichtet worden waren. Der einen Frau hatten die Totengräber 7 Nägel von jeweils vier Zentimeter Länge durch den Unterkiefer getrieben und diesen damit gleichsam festgenagelt. 13 weitere Nägel waren um den Leichnam herum eingeschlagen, um die Kleider am Boden zu fixieren, damit sie ihr Grab nicht mehr verlassen konnte. Warum aber lagen die angeblichen Hexen in geweihter Erde begraben? Forgione: Vielleicht stammten die beiden Frauen aus einflussreichen Familien.
Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 40/2011.