Unter kalifornischen Dünen liegt ein altägyptischer Tempel vergraben – der nicht mal hundert Jahre alt ist. Der einstige Schauplatz des Stummfilmepos „Die Zehn Gebote“ ist jetzt ein Fall für Archäologen: Sie bergen die gigantische, fragile Hollywood-Kulisse aus dem Sand. Und haben zu kämpfen.
Archiv für den Monat: April 2010
Warum Rattenurin ein wahrer Schatz ist
Die Masse erinnert an Erdnussriegel und lagert in Nestern der Amerikanischen Buschratte: Für Wissenschaftler ist die Mischung aus Kot und Urin ein unschätzbares botanisches und kulturelles Archiv. Aus den Exkrementen und ihrem Fundort lernen sie erstaunliche Dinge über Klima- und Vegetationswandel.
Führen Paviane ins verschollene Goldland?
Mit Hilfe einer Analyse der Fellhaare zweier mumifizierter Paviane wollen Forscher der University of California Santa Cruz ein archäologisches Rätsel lösen: Wo lag einst das legendäre Goldland Punt? Die beiden Primaten starben vor rund 3000 Jahren im alten Ägypten. Doch der Nil war höchstwahrscheinlich nicht ihre Heimat. Paviane gehören zu jenen Schätzen, die Seefahrer von den sagenumwobenen Expeditionen ins Land Punt mitbrachten. Wo sich das verschollene Land befand, weiß heute niemand mehr. Mögliche Kandidaten sind der Jemen, Äthiopien, Eritrea oder Somalia. Nur die Inventarlisten der Schiffe, die von dort kamen, sind überliefert: Parfum, Pantherfelle, Elektrum – und lebende exotische Tiere. Eine Bestimmung der Sauerstoffisotope im Pavianfell könnte die Herkunft verraten. Denn in den Haaren lagerten sich jene Isotope ab, die die Tiere mit dem Trinkwasser ihrer Heimat aufnahmen; und die Isotopensignatur ist für jede Region dieser Erde einzigartig. Allerdings funktioniert der Trick nur, wenn die Paviane recht bald nach ihrer Ankunft am Nil starben; denn spätestens nach einem Jahr hat sich das Affenfell komplett erneuert.
Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 17/2010.
Frauen brauen
Bier ist Frauensache: Das hat die Getränkekundlerin Jane Peyton bei Recherchen für ihr Buch The Book of Booze herausgefunden. Schon in den Anfangszeiten der Braukunst, im fruchtbaren Halbmond Mesopotamiens, waren Herstellung und Ausschank des Getreidesaftes fest in Frauenhand. Die Sumerer verehrten sogar eine Gottheit namens Ninkasi: die Göttin des Bieres. Sachlicher ging es bei den Babyloniern zu, die bereits 20 verschiedene Biersorten kannten. In ihrem Gesetzestext, dem Codex Hammurabi, legten sie fest, wie mit Frauen umzuspringen sei, die Bier nicht korrekt ausschenkten: Eine Wirtin, die sich ihr Bier nicht in Gerste, sondern in Silber bezahlen lässt oder die minderwertiges Bier ausschenkt, wird ertränkt. Bei den Wikingern war die Rollenverteilung ebenfalls gesetzlich geregelt: Für die Zubereitung von Bier hatten die Frauen zu sorgen – kein anständiger Wikinger wäre auf die Idee gekommen, Getreide zu fermentieren. Die Finnen widmeten der Herstellung von Bier durch Frauenhand sogar eine Strophe ihres Nationalepos, des Kalevala: Nach diversen Versuchen mit Tannenzapfen und Bärenspucke gelingt es der Jungfrau Osmotar, Gerste, Hopfen und Wasser mit Hilfe von wildem Honig zum Gären zu bringen. Deutschlands wohl berühmteste Bierbrauerin ist Katharina von Bora, die Ehefrau Martin Luthers: Sie besserte die Haushaltskasse des Reformators mit ihrer Braukunst auf.
Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 15/2010.