Gemmen im Gully

Welche Frau kennt das nicht: Beim Baden im Pool löst sich plötzlich der Ohrring und verschwindet in den Tiefen. Das ging offenbar schon den Schönen in der römischen Antike so. Die Archäologie-Doktorandin Alissa Whitmore von der University of Iowa hat jetzt analysiert, was in römischen Bädern so alles im Gully verschwand. Dazu untersuchte sie die Fundsachen aus Abflüssen ziviler und militärischer Thermen in Italien, Portugal, der Schweiz, Deutschland und Großbritannien aus dem 1. bis 4. Jahrhundert nach Christus. Zu den Trouvaillen zählten einerseits Parfümfläschchen, Fingernagelauskratzer und Pinzetten. Andererseits scheinen auch chirurgische Eingriffe in den Bädern stattgefunden zu haben, denn Whitmore fand auch ein Skalpell und mehrere Zähne. Würfel aus den Abflüssen erzählen, dass in manchen Thermen dem Glücksspiel gefrönt wurde. Andere Badebesucher brachten offenbar auch Handarbeiten mit, worauf Nadeln und Bruchstücke von Spindeln hindeuten. Nicht zuletzt förderte die Forscherin große Mengen Schmuck zutage: von antiken Haarnadeln, Perlen und Broschen bis hin zu Anhängern und wertvollen Gemmen.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 04/2013.

Zäune-Boom in der Eisenzeit

Die Geschichte des Gartenzauns begann etwa 1500 v. Chr. – auf den britischen Inseln. „Damals fingen die Menschen an, ihre Felder abzugrenzen”, berichtet die dänische Forscherin Mette Løvschal von der Universität Aarhus im Interview mit der Wissenschaftsplattform ScienceNordic. Für ihre Untersuchungen wertete Løvschal Grabungsberichte, Luftaufnahmen und Oberflächenuntersuchungen aus. Ab etwa 1000 v. Chr., so das Ergebnis, sei der Brauch der Feldabgrenzung in Nordeuropa und im Baltikum zu beobachten. In der Eisenzeit, ab 500 v. Chr., zäunten die Menschen denn auch Häuser und Dörfer ein. „In den kommenden Jahrhunderten gab es einen regelrechten Zäune-Boom”, sagt Løvschal. Von nun an habe es Abgrenzungen aller erdenklichen Arten gegeben: Pfostenreihen, Flechtzäune, Palisaden, Wälle und Gräben. Ab 300 v. Chr. wurden die Zäune zum Machtsymbol – je reicher ein Anwesen, desto aufwendiger die Grenzmarkierung.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 03/2013.

Der Drink aus dem Eis

Erschienen in Zeit Wissen, 01/13

Im Basislager einer historischen Südpolexpedition stieß man auf hundert Jahre alten Whisky. Chemiker haben sein Geheimnis gelüftet – und ihn neu aufgelegt.

Männer gesucht für gefährliche Reise. Geringer Lohn, bittere Kälte, lange Monate kompletter Dunkelheit, ständige Gefahr, sichere Rückkehr ungewiss. Ruhm und Ehre bei Gelingen.« Mit dieser Zeitungsanzeige suchte der Entdecker Ernest Shackleton Reisegefährten für seine geplante Südpolexpedition. Die Männer, die er schließlich für sein Team auswählte, waren hart im Nehmen – und Trinken. So gehörten auch 25 Kisten Whisky zum Nahrungsmittelvorrat, den sie zu Beginn des Jahres 1908 im Basislager am Cape Royds auf Ross Island verstauten – zusammen mit zwölf Kisten Brandy und sechs Kisten Port. Der Vorrat schwand schnell. Bei einer mittwinterlichen »Weihnachtsparty« im Juni 1908 leerte allein der Schotte Alistair Mackay, zweiter Chirurg des Teams, zwei Drittel einer Flasche, bevor er ins Alkoholkoma fiel.

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Ötzis Migrationshintergrund

Erschienen in Geo, Januar 2013
Wie kamen Gene aus Sardinien und Bulgarien ins Erbgut des Eis-Mannes?
Eine Studie vom Februar 2012 hatte für Verwirrung gesorgt: Die DNS der berühmten Mumie aus dem Ötztal deutete darauf hin, dass die Sarden unten den heutigen Eiwohnern Europas die engsten lebenden Verwandten des Tiroler Eis-Mannes sind. War Ötzi ein „Ausländer” aus Sardinien?

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