Ihr Leichnam ist üppig mit roter Farbe verziert: Zweifellos war die „Rote Königin“ von Palenque eine wichtige Persönlichkeit. Jetzt haben Archäologen ihre Identität herausgefunden. Außerdem im Wochenrückblick: reiselustige Süßkartoffeln – und die Überreste eine schaurigen Tumors.
Archiv für den Monat: Januar 2013
Gemmen im Gully
Welche Frau kennt das nicht: Beim Baden im Pool löst sich plötzlich der Ohrring und verschwindet in den Tiefen. Das ging offenbar schon den Schönen in der römischen Antike so. Die Archäologie-Doktorandin Alissa Whitmore von der University of Iowa hat jetzt analysiert, was in römischen Bädern so alles im Gully verschwand. Dazu untersuchte sie die Fundsachen aus Abflüssen ziviler und militärischer Thermen in Italien, Portugal, der Schweiz, Deutschland und Großbritannien aus dem 1. bis 4. Jahrhundert nach Christus. Zu den Trouvaillen zählten einerseits Parfümfläschchen, Fingernagelauskratzer und Pinzetten. Andererseits scheinen auch chirurgische Eingriffe in den Bädern stattgefunden zu haben, denn Whitmore fand auch ein Skalpell und mehrere Zähne. Würfel aus den Abflüssen erzählen, dass in manchen Thermen dem Glücksspiel gefrönt wurde. Andere Badebesucher brachten offenbar auch Handarbeiten mit, worauf Nadeln und Bruchstücke von Spindeln hindeuten. Nicht zuletzt förderte die Forscherin große Mengen Schmuck zutage: von antiken Haarnadeln, Perlen und Broschen bis hin zu Anhängern und wertvollen Gemmen.
Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 04/2013.
Ausgegraben 03/2013
Große Statuen säumten einen Pool bei Rom – und dienten vielleicht dem Dichter Ovid als Inspiration. Kinderschuhe aus der Römerzeit lassen Schlüsse auf deren Eltern zu. Und die Bewohner Pompejis nutzten Toiletten im ersten Stock ihrer Häuser. Dies und mehr in den Archäologie-Meldungen der Woche.
Zäune-Boom in der Eisenzeit
Die Geschichte des Gartenzauns begann etwa 1500 v. Chr. – auf den britischen Inseln. Damals fingen die Menschen an, ihre Felder abzugrenzen, berichtet die dänische Forscherin Mette Løvschal von der Universität Aarhus im Interview mit der Wissenschaftsplattform ScienceNordic. Für ihre Untersuchungen wertete Løvschal Grabungsberichte, Luftaufnahmen und Oberflächenuntersuchungen aus. Ab etwa 1000 v. Chr., so das Ergebnis, sei der Brauch der Feldabgrenzung in Nordeuropa und im Baltikum zu beobachten. In der Eisenzeit, ab 500 v. Chr., zäunten die Menschen denn auch Häuser und Dörfer ein. In den kommenden Jahrhunderten gab es einen regelrechten Zäune-Boom, sagt Løvschal. Von nun an habe es Abgrenzungen aller erdenklichen Arten gegeben: Pfostenreihen, Flechtzäune, Palisaden, Wälle und Gräben. Ab 300 v. Chr. wurden die Zäune zum Machtsymbol – je reicher ein Anwesen, desto aufwendiger die Grenzmarkierung.
Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 03/2013.
Ausgegraben 02/2013
Sex war ihnen verboten – dafür aber gehörten die Vestalinnen zu den mächtigsten Frauen im alten Rom. Jetzt ist das Rätsel ihrer komplizierten Frisuren gelöst. Außerdem im archäologischen Wochenrückblick: Der älteste Eisenbahntunnel der Welt und Carin Görings Knochen.
Ausgegraben 01/2013
König Ludwig XVI. endete in der Französischen Revolution unter der Guillotine – jetzt fanden Forscher seine Blutspuren. Außerdem im archäologischen Wochenrückblick: die Munition einer historischen Familienfehde, dekadente Mönche und Opfergaben im Vulkanschlund.
Ausgegraben 52/2012
Archäologen rätseln: Welcher Indianerstamm bestattete jahrhundertelang seine Toten im US-Bundesstaat Maryland? Und warum finden sich nur Arme, Beine und Schädel? Außerdem im archäologischen Wochenrückblick: eine alte Privat-Uni und ein kaputter Tempel.
Der Drink aus dem Eis
Erschienen in Zeit Wissen, 01/13
Im Basislager einer historischen Südpolexpedition stieß man auf hundert Jahre alten Whisky. Chemiker haben sein Geheimnis gelüftet und ihn neu aufgelegt.
Männer gesucht für gefährliche Reise. Geringer Lohn, bittere Kälte, lange Monate kompletter Dunkelheit, ständige Gefahr, sichere Rückkehr ungewiss. Ruhm und Ehre bei Gelingen.« Mit dieser Zeitungsanzeige suchte der Entdecker Ernest Shackleton Reisegefährten für seine geplante Südpolexpedition. Die Männer, die er schließlich für sein Team auswählte, waren hart im Nehmen und Trinken. So gehörten auch 25 Kisten Whisky zum Nahrungsmittelvorrat, den sie zu Beginn des Jahres 1908 im Basislager am Cape Royds auf Ross Island verstauten zusammen mit zwölf Kisten Brandy und sechs Kisten Port. Der Vorrat schwand schnell. Bei einer mittwinterlichen »Weihnachtsparty« im Juni 1908 leerte allein der Schotte Alistair Mackay, zweiter Chirurg des Teams, zwei Drittel einer Flasche, bevor er ins Alkoholkoma fiel.
Die Mächtigen von Brodgar
Auf den Orkney-Inseln haben Menschen lange vor Stonehenge den ersten Steinkreis gebaut, neue Keramik erfunden und mit Farben experimentiert. Archäologen sind den Erbauern eines kulturellen Zentrums auf der Spur.
Ötzis Migrationshintergrund
Erschienen in Geo, Januar 2013
Wie kamen Gene aus Sardinien und Bulgarien ins Erbgut des Eis-Mannes?
Eine Studie vom Februar 2012 hatte für Verwirrung gesorgt: Die DNS der berühmten Mumie aus dem Ötztal deutete darauf hin, dass die Sarden unten den heutigen Eiwohnern Europas die engsten lebenden Verwandten des Tiroler Eis-Mannes sind. War Ötzi ein Ausländer aus Sardinien?