Mit einem dreifachen Spezialknoten binden Franziskanermönche eine Kordel um ihre Kutte. Der erste Knoten steht für Armut, der zweite für Ehelosigkeit und der dritte für Gehorsam. Zumindest mit dem ersten Gelübde nahmen es die Mönche des mittelalterlichen Franziskanerklosters von Leicester jedoch nicht so genau, wie neue Ausgrabungen zeigen. Ein Team um Mat Morris von der University of Leicester fand dort Knochen von Hühnern, Rindern und Schweinen. Die Ordensregeln schrieben den Mönchen vor, dass sie ihre Mahlzeiten erbetteln sollten. Fleisch war im Mittelalter ein großer Luxus: „Der Fund so vieler weggeworfener Tierknochen zeigt, dass die Mönche nicht so genügsam lebten, wie sie vorgaben”, sagte Morris in der Lokalzeitung „Leicester Mercury”. Die Archäologen fanden auch einen Dorn von einer Brosche oder Schnalle. Solcher Schmuck hat an der Kutte eines Franziskaners nichts zu suchen, die Kordel mit den Knoten ist die einzige erlaubte Zierde. Das Kloster von Leicester kam voriges Jahr zu Berühmtheit, als Forscher dort die sterblichen Überreste des englischen Königs Richard III. entdeckten. Der König war 1485 in der Schlacht von Bosworth gefallen und wurde auf dem Gelände des Klosters vergraben.
Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 31/2013.