Spielesoftware lässt Atlantis der Nordsee auferstehen

Fruchtbare Flusswiesen, Schilfgürtel, Strände: Vor 8000 Jahren streiften unsere Vorfahren zwischen England und Dänemark durch diese Landschaft. Dann versank Doggerland im Meer. Archäologen haben die Landbrücke jetzt als 3D-Modell rekonstruiert – mit Hilfe einer Spielesoftware für Egoshooter.

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Schlau durchs Kochen

Der Herd war vielleicht die wichtigste Erfindung, die der Mensch jemals gemacht hat. Das zumindest vermutet Philipp Khaitovich vom Partner Institute for Computational Biology in Shanghai. Denn der Beginn der Kochkunst könnte dafür verantwortlich sein, dass unser Gehirn vor 150 000 Jahren einen gewaltigen Entwicklungsschub machte. Durch die Zubereitung der Nahrung über dem Feuer werden Ballaststoffe aufgebrochen, und der Körper kann Nährstoffe leichter aufnehmen – eine Arbeit, die bei ungekochtem Essen der Darm übernehmen muss. Diese Hilfestellung für das Verdauungssystem hatte vor allem eins zur Folge: jede Menge ungenutzter Kalorien, die dem Körper auf einmal zur freien Verfügung standen. Und wo steckte er sie hin? Ins Gehirn! Die organischen Anlagen für den Entwicklungsschub waren bereits vorhanden. Seit etwa zwei Millionen Jahren sind menschliche Gehirne so groß wie heute, fast doppelt so groß wie das durchschnittliche Primatenhirn. ”Wir nutzten unser Gehirn knapp zwei Millionen Jahre lang immer nur dazu, die gleichen langweiligen Steinwerkzeuge herzustellen“, sagt Khaitovich, „doch dann wurden wir plötzlich klug.“ Allerdings habe, glaubt Khaitovich, dieser Schub des Metabolismus für unser Hirn auch überraschende Nachteile mit sich gebracht: Auf die Mehrarbeit kann das Denkorgan empfindsam reagieren – mit Störungen wie Depressionen, Autismus oder Schizophrenie.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 34/2008.

Hexenkult bis in die fünfziger Jahre

Waren in Cornwall bis vor kurzem Hexen aktiv? Archäologen haben in Opfergruben am Rande einer alten keltischen Heilquelle Tierkadaver und angebrütete Eier entdeckt, die dort vor Hunderten Jahren vergraben wurden. Laboranalysen ergaben jetzt: Das bizarre Treiben endete erst in den fünfziger Jahren.

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Wikingerdock im Robbenland

Auf der Suche nach Spuren des Klimawandels in Grönland hat eine norwegische Expedition wahrscheinlich die bislang nördlichste ganzjährig bewohnte Wikingersiedlung auf der Insel entdeckt. Das Team des „Melting Arctic“-Projekts unter der Leitung von Knut Espen Solberg fand an der Baffinbai die Ruinen einiger kleiner Steinhäuser sowie ein Dock für große Schiffe mit bis zu 30 Meter Länge. Dass in diesen nördlichen Gefilden die Wikinger nach Walrossen, Robben und Eisbären jagten, ist aus zeitgenössischen Berichten bekannt. Bislang gab es aber noch keinen archäologischen Nachweis für Siedlungstätigkeit in der Region. Die einzige andere Erklärung: Erst Walfänger des 16. Jahrhunderts errichteten das Dock. Wann genau die Anlage entstand – und wer folglich die Erbauer waren – , soll jetzt eine C14-Datierung klären. Im 14. Jahrhundert, als die Wikinger im Norden Grönlands siedelten, war das Klima an der Baffinbai deutlich wärmer. Sogar Bäume wuchsen damals auf dem kargen Boden, der heute nur aus Eis und Granit besteht. Warum dann aber eine Kälteperiode einsetzte, und zur Flucht der Nordmänner aus dem unwirtlich gewordenen Grönland führte, ist bislang noch wenig erforscht.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 33/2008.

Ausgrabung am Monitor

Graben ohne Spaten – dass dies möglich ist, hat der Archäologe David Thomas von der La Trobe University in Melbourne jetzt eindrucksvoll bewiesen. Weil eine Reise nach Afghanistan zu gefährlich war, setzte er sich an den Rechner und inspizierte einen 1367 Quadratkilometer großen Streifen der Wüstenregion Registan mit Hilfe der Satellitenbilder von Google Earth. Er entdeckte dabei 463 archäologische Strukturen, darunter eine alte Festung, Lagerplätze, Dörfer, Wasserreservoirs und Kanäle. Von der alten Winterhauptstadt Bust am Ufer des Helmands, wo schon in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts französische Archäologen gegraben haben, fertigte er erstmals eine genaue Karte. Die Wüste eignet sich nach Ansicht des Forschers besonders gut für die systematische Inspektion aus der Vogelperspektive – weder Vegetation noch moderne Bebauung behindern den Blick auf de Stätten. „Das Wertvollste an unserer Arbeit ist, dass wir diese Informationen jetzt an die afghanischen Archäologen weitergeben können“, sagt Thomas.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 32/2008.