Die zweite Front im Golfkrieg

Im „Dharan International Hotel“ in Saudi Arabien trafen sich während des Golfkrieges die Reporter und Fotografen der internationalen Medien – gestandene Männer und Frauen, die im Leben schon in viele Gewehrmündungen geblickt und mit ihren Kameras die Gesichter etlicher Leichen festgehalten hatten. Doch in diesem Krieg bekamen sie unter der strengen Zensur des Pentagon weder Gewehrmündungen noch Leichen zu sehen. „Es war ein Ferienlager“, beschrieb CBS-Produzentin Lucy Spiegel die Stimmung vor Ort.

Der Golfkrieg wurde zu großen Teilen nicht am Golf ausgetragen. Er entstand vor allem an den Schreibtischen der Medienzentren, wo die Nachrichten, die von der Front nicht kamen, erdacht und gemacht wurden. Weiterlesen

Das Palestinensertuch

Es roch immer ein wenig nach Abenteuer. Unter dem Duft von kaltem Zigarettenrauch und den letzten Spuren von Waschmittel lag noch dieser feine, unwiderstehliche Hauch verwegener Freiheit. Das Palästinensertuch umzuwickeln war ein Ritual: Die Zipfel vorn am Hals feststecken und wissen, es kann losgehen.

Das Palästinensertuch war in den 70er und 80er Jahren nicht einfach ein Kleidungsstück. Es war Erkennungsmarke unter Gleichgesinnten und Affront für Andersdenkende, Einheitstracht der Friedensbewegung und Symbol für zivilen Ungehorsam. Doch wie kam eine Kopfbedeckung, die in der westlichen Zivilisation so fremd ist wie ein Indischer Elefant auf dem Kirchplatz von Königs Wusterhausen, an die Hälse der deutschen Jugend? Weiterlesen

Anschlag auf Olympia

Am Abend des 4. September 1972 — die Dunkelheit war schon hereingebrochen — schraubte sich ein dürres Mädchen über eine 1,92 m hohe Latte und riss im Siegestaumel die Arme nach oben: Sie hatte soeben den Weltrekord im Hochsprung eingestellt und olympisches Gold geholt. Ulrike Meyfahrt war an jenem Tag 16 Jahre alt. Während sie sprang, trafen acht nur wenig ältere Männer — Mitglieder der palästinensischen Organisation „Schwarzer September“ — die letzten Vorbereitungen für den nächsten Morgen, an dem sie in das olympische Dorf eindringen, zwei israelische Sportler ermorden und neun weitere als Geiseln nehmen würden. Weiterlesen

Hollywood am Nil

Als Sami Al-Salamuni, ein bekannter Filmkritiker der arabischen Welt, noch ein kleiner Junge war, in den 50er Jahren, ging er am ägyptischen Wochenende, also donnerstagabends oder freitagnachmittags, regelmäßig ins Kino. Sein Vater hatte die Karten vorbestellt und eilte stolz der Familie voraus. Samis Schwestern waren herausgeputzt mit Schleifen und Lackschuhen, die Mutter im eleganten Kostüm und Sami in seinem ersten Anzug. Während der Vorstellung lachte Sami über die vielen Gags, seine Schwestern weinten bei den Liebesszenen, und der ganze Saal sang die Lieder von Umm Kulthum, Mohammed Abdel Wahab und Abdelhalim Hafez mit. Das Kino war für viele Familien ein fester Bestandteil des Lebens. Es einte die arabischen Länder, beeinflusste das arabische Denken und diente zur Bildung und politisierung der Bevölkerung. Das ägyptische Kino habe die arabische Persönlickeit des 20. Jahrhunderts mitgeformt, meint der Filmkritiker Ibrahim Al-Aris. Es setzte sich für die Ausbildung der Jugend — insbesondere auch der Mädchen — und die Akzeptanz der Frauen ein. Weiterlesen

Romantischer Kriegsheld

Seine Freunde nannten ihn „die erstaunlichste Erscheinung unter den erstaunlichen Erscheinungen dieser Welt“. Seine Kritiker „einen genialen Dilettanten, der wahrscheinlich selber nicht gewusst hat, was er wollte“. Er selbst sagte über sich nur: „Ich bin ein ziemlich komplizierter Mensch“.

Lawrence von Arabien war der uneheliche Sohn eines britischen Adligen, der es zum ungekrönten König von Arabien brachte; ein Archäologe, der zum Anführer des arabischen Aufstandes wurde; ein Kriegsheld schließlich, der wieder einfacher Soldat sein wollte, um dem Mythos um seine eignene Person zu entfliehen. Er war von allem ein wenig und darum nie eines ganz. Weiterlesen