Wein aus der Wüste

„Das ist mein Blut, das vergossen wird zur Vergebung der Sünden“, sprach Jesus beim Letzten Abendmahl und gab seinen Jüngern Wein zu trinken. Das Ritual der Christenheit war geschaffen – und fortan hatten die Gläubigen ein Problem: Begehrt war vor allem Saft von Reben, die im heiligen Boden gewurzelt hatten. Die Erde auf der Halbinsel Sinai aber war dürr und unfruchtbar. Trotzdem haben Archäologen dort jetzt ein Anbaugebiet in der Nähe des Katharinenklosters aus dem 4. Jahrhundert entdeckt, am Fuß des Djebel Musa, jenes Bergers, an dem Gott aus dem brennenden Dornbusch zu Mose sprach und dieser die Zehn Gebote empfing. Der Fundort liegt mitten in einer kargen Wüstenlandschaft – offenbar verfügten die frühen Winzer über effiziente Bewässerungssysteme. Die Ausgräber fanden zwei Becken mit je 1,2 Meter Durchmesser, in denen die Mönche den Wein mit den Füßen pressten. Amphoren für die Abfüllung, Traubenkerne und rote Rückstände an den Wänden belegen außerdem, dass die Anlage zum Keltern benutzt wurde. Patrick McGovern von der University of Pennsylvania, Molekulararchäologe und Spezialist für alten Wein, ist sicher: „Da „heiliger Wein“ im Mittelalter bei Pilgern sehr beliebt war, vermute ich im Katharinenkloster sogar noch weitere Weinpressen. Wahrscheinlich wurde dort in ganz großem Stil gekeltert.“

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 27/2008.

Katastrophen-Detektiv – der schlimmste Job der Welt

Er macht eine Arbeit, die keiner machen will: Der US-Forensiker Richard Gould durchkämmt Katastrophen-Schauplätze nach Spuren menschlicher Überreste. Familien der Opfer verschafft er so Gewissheit über das Schicksal ihrer Angehörigen. Psychisch ist der Job die Hölle.

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