Shakespeares Schatztruhe

Im Sarkophag des englischen Politikers und Poeten Fulke Greville wollen Ausgräber demnächst per Endoskop nach einer historischen Sensation fahnden: einem bisher unbekannten Stück von William Shakespeare. Das verschollene Werk trägt angeblich den Titel „Antonius und Kleopatra“. Eine Bodenradar-Untersuchung hat im vergangenen Jahr bereits ergeben, dass der Sarkophag drei mysteriöse Kisten enthält. Greville war ein hochgebildeter Zeitgenosse Shakespeares sowie ein Günstling der Königin Elizabeth I. – weshalb schon länger darüber spekuliert wird, dass er der wahre Autor von Shakespeares Stücken gewesen sein könnte; Shakespeare selbst, so der Verdacht, sei als Sohn eines einfachen Handschuhmachers gar nicht zu literarischen Großtaten in der Lage gewesen. Bereits in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts hatte ein Vergleich der Werke Grevilles und Shakespeares verblüffende Ähnlichkeiten ergeben. In seinen Schriften deutete Greville zudem an, dass in seinem Grab auch eine unautorisierte Biografie von Elizabeth I. zu finden sein werde.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 8/2010.

Asiate im antiken Rom

Unter seinen römischen Mitmenschen dürfte der Unbekannte vor 2000 Jahren aufgefallen sein wie ein Außerirdischer: Auf einem Friedhof im italienischen Vagnari wurden Knochenreste eines männlichen Toten gefunden, der laut DNA-Tests ostasiatischer Abstammung war. Die Isotopenanalyse seiner Zähne ergab zudem, dass der Fremde nicht in der Region um Vagnari aufgewachsen sein kann. Schon im 1. und 2. Jahrhundert nach Christus florierte zwar der Seidenhandel zwischen China und dem Römischen Reich. Doch die bescheidenen Grabbeigaben des Toten sprechen dagegen, dass er als wohlhabender Händler nach Italien gekommen war. Wahrscheinlich hatte der Asiate sein Leben als exotischer Sklave des Kaisers gefristet.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 7/2010.

Amputation mit dem Flintsteinmesser

Steinzeitheiler haben bei ihren Patienten nicht nur Schädel aufgebohrt, sondern auch Gliedmaßen amputiert. Das zeigt das 7000 Jahre alte Skelett eines Einarmigen, das Ausgräber des französischen Instituts für Archäologie Inrap in einem Steinbruch bei Buthiers-Boulancourt, rund 70 Kilometer südlich von Paris, gefunden haben. Noch zu Lebzeiten hatte ein Steinzeitdoktor vermutlich mit einem Flintsteinmesser den Oberarmknochen des Mannes durchgesägt. Der Eingriff dürfte eine Notoperation gewesen sein, denn der Knochen war teilweise beschädigt, als der Helfer sein Instrument ansetzte. Wie sich aus Veränderungen an der Schnittstelle ablesen lässt, entzündete sich die Wunde nicht und heilte gut – der Patient, so glauben die Archäologen, hat nach der Operation noch mehrere Monate, vielleicht auch Jahre weitergelebt. Die Größe des Grabs und kostbare Beigaben beweisen, dass es sich um einen Mann von Rang gehandelt haben muss.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 6/2010.

Antiker Leinenpanzer schützt so gut wie Kevlar

Ein bisschen Flachs, Leinsamen und Stoff – fertig ist der Brustpanzer. Historiker und Archäologen haben eine Leichtrüstung aus Zeiten Alexanders des Großen rekonstruiert und Erstaunliches herausgefunden: Das vollkommen metallfreie Hemd schützt so gut wie eine moderne schusssichere Weste.

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Unverwundbar im Leinenhemd

Alexander den Großen und seine Soldaten schützte auf dem Schlachtfeld ein besonderer Leinenpanzer, der Linothorax, den Historiker von der amerikanischen University of Wisconsin – Green Bay erstmals rekonstruiert haben. Sie verwendeten dazu Flachsfasern, die wie seinerzeit in der Antike von Hand geerntet, gesponnen und gewebt wurden. Da der Linothorax offenbar aus vielen verleimten Stoffschichten bestand, testete das Team auch zwei Klebstoffe, die es aus Materialien herstellte, wie sie in der Antike zur Verfügung standen: einen aus Flachssamen und einen, der aus der Haut von Kaninchen gewonnen wurde. Anschließend traktierten sie die Rüstungen mit allem, was antike Waffenkammern zu bieten hatten. Ergebnis: Der Makedonier und seine Mannen hatten in ihren Stoffhemden kaum eine Waffe zu fürchten – das verklebte Leinen wirkte ähnlich wie Kevlar, aus dem moderne schusssichere Westen hergestellt sind. Außerdem wog der Linothorax nur etwa ein Drittel eines Metallpanzers, gab Kämpfern mehr Bewegungsfreiheit, bestand aus leicht beschaffbarem Material und konnte in Massenproduktion billig hergestellt werden. Vor Kriegszügen in regenreiche Landstriche mussten die Rüstungen nur noch mit Bienenwachs, Pinienharz oder Wollwachs imprägniert werden.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 5/2010.

Gestresste Mumien

Erschienen in Geo, Februar 2010
Früher war das Leben geruhsamer? Von wegen!
Ständiges Telefonklingeln, fallende Aktienkurse oder Ärger im Büro – diese Sorgen plagten die alten Peruaner noch nicht. Und doch litten sie in weit höherem Maß an Stress als wir heute. Das beweisen Haarproben peruanischer Mumien, die von kanadischen Anthropologen untersucht worden sind.
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