Bier aus der Badegrube

In den schottischen Highlands haben Archäologen ein Steinbecken für warmes Wasser gefunden. Die Bronzezeitlichen Bewohner könnten es nach Ansicht der Forscher als Bad oder Sauna benutzt haben – oder auch zum Brauen von Bier. Die 1,5 mal 1,5 Meter große Grube war mit Steinplatten ausgelegt und über einen Kanal mit einem Fluss verbunden. Eine an diesem Kanal gelegene Feuerstelle sorgte offebar dafür, dass das Wasser erhitzt wurde, bevor es in das Becken floss. „Wir haben keine Tierknochen oder Essensreste gefunden, die darauf hätten schließen lassen, dass es sich um eine Kochstelle handelte”, sagte Ausgräber Gordon Sleight gegenüber BBC News. Ähnliche Becken sind auch aus Irland, England und Wales bekannt. Die frühesten stammen aus der Jungsteinzeit, die spätesten wurden noch im Mittelalter angelegt. Möglich wäre auch, dass die prähistorischen Pools je nach Bedarf abwechselnd genutzt wurden – zum Baden und zum Brauen.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 44/2012.

Geburtstagsspektakel für den Feldherrn

Wurde die Hauptstraße Alexandrias auf den Punkt am Horizont ausgerichtet, an dem am Geburtstag des Stadtgründers, Alexanders des Großen, die Sonne aufgeht? Zumindest die Archäoastronomen Luisa Ferro und Giulio Magli sind davon überzeugt, wie sie in der jüngsten Ausgabe des „Oxford Journal of Archaeology” schreiben. Auch Regulus, der Königsstern im Sternbild Löwe, schob sich ihren Berechnungen zufolge rund um den 20. Juli, den Geburtstag des Makedonenherrschers, in der Verlängerung der Straße über den Horizont. Schon lange hatten Experten sich gewundert, warum das Straßenraster der wie auf dem Reißbrett entworfenen Stadt nicht der Küstenlinie folgt, sondern merkwürdig schräg in der Landschaft liegt. Mit den astronomischen Rekonstruktionen der italienischen Forscher könnte dieses Rätsel jetzt gelöst sein.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 43/2012.

Pyramide im Keller

Unter einem Weinkeller in der italienischen Stadt Orvieto sind Ausgräber auf einearchäologische Sensation gestoßen: Das Gewölbe liegt an der Spitze einer riesigen, mehr als 2400 Jahre alten Kammer. Ein Treppenschacht in dem Keller hatte David George vom Saint Anselm College im US-Bundesstaat New Hampshire stutzig gemacht. Das Schacht war in etruskischer Konstruktionsweise gebaut. Die Etrusker lebten ab etwa 800 v. Chr. in Mittelitalien, bevor die Römer sich dort breitmachten. Unter dem modernen Fußboden und einem weiteren Boden aus dem Mittelalter entdeckte George zusammen mit dem lokalen Experten Claudio Bizzarri vom Parco Archeologico Ambientale dell’Orvietano eine Füllschicht mit etruskischer Keramik. Die Wände weiteten sich mit zunehmender Tiefe: Die unterirdische Kammer hat die Form einer Pyramide. Außerdem entdeckten die Archäologen Gänge, die zu weiteren pyramidenförmigen Kammern Führen. Noch rätseln die Forscher über ihren Fund: „Die Wände sind zu sorgfältig bearbeitet, als dass es ein Steinbruch gewesen sein könnte”, sagt George. „Und es gibt keinen Hinweis auf Schlammablagerungen, wie sie für eine Zisterne typisch wären.” Damit, meint er, blieben nur zwei Möglichkeiten: „Ein religiöses Bauwerk – oder ein Grab.”

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 41/2012.