Der Diskos von Phaistos

Seit hundert Jahren gibt eine Tonscheibe mit geheimnisvollen Zeichen den Forschern Rätsel auf. Bis heute konnten sie nicht klären, ob der Fund ein spektakuläres Einzelstück oder eine meisterhafte Fälschung ist.

Als Luigi Pernier, Ausgräber des Palastes von König Minos im kretischen Phaistos, am Abend des 3. Juli 1908 eine seltsame, flache Tonscheibe in die Hand nahm, ahnte er nicht, dass dieses Objekt noch ein Jahrhundert später die Forscher vor Rätsel stellen würde. Den folgenden Generationen von Gelehrten gelang es bis heute nicht, die Zeichen oder auch nur die Sprache zu bestimmen, in der das mysteriöse Fundstück beschriftet ist. An Deutungsversuchen mangelte es nicht: so zahlreich, so unterschiedlich und teilweise mit so vehementer Überzeugung vertreten, dass der britische Altertumswissenschaftler John Chadwick, Mit-Entzifferer von Linear B, verzweifelt anmerkte: „Selbst wenn König Minos höchstpersönlich jemandem im Traum die wahre Bedeutung offenbaren würde, wäre es für denjenigen unmöglich, andere davon zu überzeugen, dass dies die richtige Lösung sei.“ Weiterlesen

Virtuelle Baustelle – Der Kreml im Wandel der Jahrhunderte

Deutsche und russische Experten rekonstruieren die wechselvolle Geschichte des Moskauer Machtzentrums. Fünf Bauphasen des russischen Wahrzeichens erstehen als begehbare virtuelle Realität.

Der Moskauer Edelmann muss verzweifelt gewesen sein in jener Winternacht des Jahres 1238. Draußen vor den Toren der Stadt stehen die Horden des Batu Khan. Innerhalb der Palisaden ist an verschiedenen Stellen bereits Feuer ausgebrochen, der Rauch brennt ihm in den Lungen. Wie lange lässt sich Moskau noch halten? Ein paar Stunden, höchstens. In seiner Not gräbt der Adlige ein Loch in den Boden. Sollen die Mongolen doch kommen und wüten, in diesem Erdversteck werden seine Schätze sicher vor Raub und Plünderungen sein. Hastig verscharrt er, was die Soldaten des Batu Khan nicht finden sollen: einen Armreif aus schwerem Silber, die Enden mit Drachenköpfen verziert; den Schläfenschmuck einer Frau, mit zierlichen Schnüren aus filigranen Silberanhängern; Silberbarren, damals Zahlungsmittel für große Beträge; ein goldener Fingerring aus dem Orient, der seinem Träger auf arabisch „Ruhm, Erfolg, Macht, Glück und Schmuck“ verspricht, dazu Ohrgehänge, Halsreifen und -ketten. Weiterlesen

Faun und Fackellauf

In ihrem Bemühen, für die Olympischen Spiele 1936 eine direkte Parallele vom antiken Griechenland zum nationalsozialistischen Deutschland zu ziehen, griffen Regisseurin Leni Riefenstahl und der deutsche NOK-Generalsekretä r Carl Diem tief in die Trickkiste – und weit daneben

Ein Fest der Superlative sollte es werden. Für das junge Nazideutschland bot die Austragung der Olympischen Spiele im Jahr 1936 eine einmalige Gelegenheit, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren: der Welt zu zeigen, wie modern – und doch unverändert tief verwurzelt in antiken Traditionen – das Reich aus dem großen Krieg hervorgegangen war. Das Propagandaministerium musste nicht lange suchen, um für dieses Ereignis den passenden Chronisten zu finden. Nur zwei Jahre zuvor hatte die Regisseurin Leni Riefenstahl mit „Triumph des Willens“ einen Dokumentarfilm über den NSDAP-Parteitag in Nürnberg vorgelegt, der völlig neue Wege der Filmkunst beschritt. Weiterlesen

Survival in der Steinzeit

Für ein Abenteuer muss man gar nicht in die Ferne schweifen: Auf der Schwäbischen Alb lässt sich mühelos eine Strecke von 40 000 Jahren zurücklegen.

Die Zeitmaschine ist ein kleiner gelber Kastenwagen. Er steht am Bahnhof des Dorfes Schelklingen – bereit, mich auf die weiteste Reise meines Lebens mitzunehmen. Nicht auf dem Landweg und auch nicht über das Meer, sondern hinein in eine ganz andere Dimension: tief in die Vergangenheit. Weiterlesen