Endlos lange sammelten sich auf ihnen der schmierige Ruß von Feuern und die Graffiti vorüberziehender Reisender. Doch jetzt haben Restauratoren des Londoner Courtauld-Instituts die Wände eines Speisesaals in der jordanischen Wüstenstadt Petra vom Schmutz der Jahrhunderte befreit und dabei einen ungeahnten Schatz entdeckt: hellenistische Wandmalereien, die zu den schönsten gehören, die jemals gefunden wurden. Sie zeigen Flora und Fauna in erstaunlichem Detailreichtum. Die Restauratoren konnten Wein, Efeu und Winde identifizieren, Gewächse, die in der griechischen Mythologie dem Gott Dionysos zugeordnet waren. Auch Jungfernkraniche und Jerichonektarvögel sind abgebildet. Dazwischen tummeln sich puttenähnliche geflügelte Figuren. Die Farben leuchten intensiv – unter anderem haben die antiken Künstler Blattgold verwendet. Eigentümer des erlesenen Speisesaals, so vermuten die Experten, dürfte ein vor 2000 Jahren zu Wohlstand gekommener nabatäischer Weinhändler gewesen sein.
Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 35/2010.