Faun und Fackellauf

In ihrem Bemühen, für die Olympischen Spiele 1936 eine direkte Parallele vom antiken Griechenland zum nationalsozialistischen Deutschland zu ziehen, griffen Regisseurin Leni Riefenstahl und der deutsche NOK-Generalsekretä r Carl Diem tief in die Trickkiste – und weit daneben

Ein Fest der Superlative sollte es werden. Für das junge Nazideutschland bot die Austragung der Olympischen Spiele im Jahr 1936 eine einmalige Gelegenheit, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren: der Welt zu zeigen, wie modern – und doch unverändert tief verwurzelt in antiken Traditionen – das Reich aus dem großen Krieg hervorgegangen war. Das Propagandaministerium musste nicht lange suchen, um für dieses Ereignis den passenden Chronisten zu finden. Nur zwei Jahre zuvor hatte die Regisseurin Leni Riefenstahl mit „Triumph des Willens“ einen Dokumentarfilm über den NSDAP-Parteitag in Nürnberg vorgelegt, der völlig neue Wege der Filmkunst beschritt. Weiterlesen

Survival in der Steinzeit

Für ein Abenteuer muss man gar nicht in die Ferne schweifen: Auf der Schwäbischen Alb lässt sich mühelos eine Strecke von 40 000 Jahren zurücklegen.

Die Zeitmaschine ist ein kleiner gelber Kastenwagen. Er steht am Bahnhof des Dorfes Schelklingen – bereit, mich auf die weiteste Reise meines Lebens mitzunehmen. Nicht auf dem Landweg und auch nicht über das Meer, sondern hinein in eine ganz andere Dimension: tief in die Vergangenheit. Weiterlesen

Des Kaisers neue Kirche

Vor 1200 Jahren ließ Karl der Große in Aachen seinen Dom errichten. Das Bauwerk entsprach dem Auftraggeber: Es setzte neue Maßstäbe für Europa.

Luzifer war fuchsteufelswütend. Die Aachener Bürger hatten ihn, den Satan persönlich, betrogen. Um Geld hatten sie ihn angewinselt, damit sie ihr protziges Gotteshaus fertig bauen könnten. In maßloser Selbstüberschätzung hatten sie sich verrechnet. Das überdimensionierte Projekt zu Ehren des Herrn schien bereits zum Scheitern verurteilt. Da witterte der Teufel seine Chance. Weiterlesen

Anatomie einer Grenze

Am 9. November 1989 tanzten die Menschen auf der Berliner Mauer. Heute, nur 14 Jahre später, ist sie bereits ein Fall für die Archäologie.

Im Juni beginnt die Fetthenne zu blühen. Dann windet sich einmal rund um Westberlin ein lockerer gelber Zopf wie eine Blumenkrone. Der Streifen bildet mit der Architektur der Stadt ein dichtes Geflecht, ist oft unterbrochen von Straßen, Plätzen, Häusern. Doch immer wieder lugt der Blütenkranz hervor zwischen wuchernden Beton- und Stahlbauten. Das Band aus hell blühender Fetthenne ist eine Erinnerung. Ist das florale Negativ einer längst vergangenen Mauer. Der Mauer. Denn das genügsame Dickblattgewächs ist eine der wenigen Pflanzen, die resistent ist gegen die Herbizide, mit denen 28 Jahre lang der Todesstreifen getränkt wurde. Damit dort kein Grashalm wächst, kein Laub zu Boden fällt, nichts die Fußspuren eines Flüchtlings tarnen könne. Damit kein Strauch und kein Baum ihm Deckung sei. Weiterlesen

Thunfisch in Weißwein

Viele Gerichte sind uns aus dem antiken Griechenland überliefert – nur einige Gewürze haben es nicht bis in unsere Zeit geschafft.

„Diesen salzigen Thunfisch zuerst: er kostet zwei Obolen. Er muss noch gut gespült werden. Dann würz‘ ich eine kleine Backform, leg den Thunfisch hinein, gieß‘ weißen Wein darüber, bedeck‘ ihn mit Öl und dann laß‘ ich’s köcheln, und ich werd‘ ihn so zart machen als sei’s Filet. Zum Schluss geb‘ ich reichlich silphium drüber.“
Alexis 186, nach Athenaeus 117d Weiterlesen

Rongorongo: Die stummen Tafeln der Osterinsel

Bis heute entzieht sich die Schrift der Rapanui den Entzifferungsversuchen der Wissenschaft. Nur eines ist bekannt: Zum Lesen muss man die Texttafeln nach jeder Zeile um 180 Grad drehen.

Am 6. April des Jahres 1722 meldete der Mann im Ausguck „Land in Sicht“. Es war jedoch nicht der gesuchte sagenumwobene Südkontinent, sondern nur eine einsame Insel. „Paasch Eyland“ nannte Kapitän Jacob Roggenveen, Kommandant der drei Schiffe Eagle, Thienhoven und African Galley, den dreieckigsförmigen vulkanischen Felsen. Nach dem Tag seiner Entdeckung: Osterinsel. Eine starke Brandung erschwerte die Landung, doch am Strand wurden die Seefahrer bereits erwartet. Nackte Inselbewohner begrüßten die Fremden mit Bananen und Hühnern als Willkommensgeschenke. Doch Roggeveens Männer waren nervöse Burschen. Sie erschossen neun oder zehn der Einheimischen, bevor sie die Hühner einsammelten und die Insel schnell wieder verließen. Weiterlesen

Der Code lautet 37-4-28

Die römischen Kaiser taten es. Napoleon tat es. Die britischen Könige und Königinnen taten es ebenso wie die amerikanischen Präsidenten. Und Saddam Hussein tut es auch – perfekt sogar. Bauen. Errichten, schaffen, vorzeigen, protzen. Prunkvolle Bauwerke errichten, wo das Volk hungert. Macht demonstrieren mit der Sprache der Architektur. Saddam Hussein ist ein Meister dieser Disziplin der Herrscherkunde. Weiterlesen