Auf den Orkney-Inseln haben Menschen lange vor Stonehenge den ersten Steinkreis gebaut, neue Keramik erfunden und mit Farben experimentiert. Archäologen sind den Erbauern eines kulturellen Zentrums auf der Spur.
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Rätsel um Briten-Vampir
Hat die Angst vor Untoten schon die frühmittelalterlichen Briten umgetrieben? Zu dieser Ansicht neigt offenbar der Archäologe Matthew Beresford, der einem 1959 in der Ortschaft Southwell in Nottinghamshire entdecken Skelett einen ausführlichen Bericht gewidmet hat. Danach waren dem aus dem sechsten oder siebenten Jahrhundert stammenden Opfer lange Eisennägel durch Schultern, Herz und Knöchel getrieben worden – für den Forscher ein Zeichen, dass es sich bei dem Bestatteten um einen gefährlichen Toten gehandelt hatte, der am Verlassen des Grabes gehindert werden sollte. Die Furcht vor der Wiederkehr von Toten war zur damaligen Zeit nicht ungewöhnlich: Auch hingerichtete Diebe, Mörder oder sogar Ehebrecher seien mitunter im Grab fixiert, mit dem Gesicht nach unten begraben oder in sumpfigem Boden bestattet worden. Über das Rätsel des Southwell-Vampirs wird sich somit weiter trefflich streiten lassen.
Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 01/2013.
Bier aus der Badegrube
In den schottischen Highlands haben Archäologen ein Steinbecken für warmes Wasser gefunden. Die Bronzezeitlichen Bewohner könnten es nach Ansicht der Forscher als Bad oder Sauna benutzt haben – oder auch zum Brauen von Bier. Die 1,5 mal 1,5 Meter große Grube war mit Steinplatten ausgelegt und über einen Kanal mit einem Fluss verbunden. Eine an diesem Kanal gelegene Feuerstelle sorgte offebar dafür, dass das Wasser erhitzt wurde, bevor es in das Becken floss. Wir haben keine Tierknochen oder Essensreste gefunden, die darauf hätten schließen lassen, dass es sich um eine Kochstelle handelte, sagte Ausgräber Gordon Sleight gegenüber BBC News. Ähnliche Becken sind auch aus Irland, England und Wales bekannt. Die frühesten stammen aus der Jungsteinzeit, die spätesten wurden noch im Mittelalter angelegt. Möglich wäre auch, dass die prähistorischen Pools je nach Bedarf abwechselnd genutzt wurden – zum Baden und zum Brauen.
Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 44/2012.
Verbrüderung am Tresen
Im Osten Schottlands haben Archäologen einen antiken Pub entdeckt, in dem Römer und Einheimische offenbar gemeinsam zechten. Die Uralt-Kneipe befand sich in der Nähe der römischen Befestigungsanlage Stracathro, die um 70 nach Christus zur Grenzlinie gegen die Stämme des Nordens gehörte. Neben der Militärsiedlung sind Ausgräber der University of Liverpool jetzt auf ein Dorf der Kaledonier gestoßen. Bislang galt es als unwahrscheinlich, dass diese Zivilisten im hohen Norden Tür an Tür mit römischen Legionären lebten. Doch zum Kaledonier-Dorf gehörte offenbar auch ein Pub mit dem für römische Tavernen typischen Grundriss: einem rechteckigen Hauptraum, der sich nach vorn zu einer gepflasterten Terrasse – einer Art Biergarten – öffnete. Der Fund zeigt, dass Römer und Einheimische besser miteinander auskamen, als wir vermutet haben, sagte die Co-Direktorin des Ausgrabungsprojekts Birgitta Hoffmann der Tageszeitung The Scotsman.
Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 38/2012.
Insel der Seetang-Schafe
Die Schafe von North Ronaldsay sind auf Diät: Sie müssen Seetang statt Gras knabbern und wurden dafür zu den Seehunden auf den Strand verbannt. Ihre Wolle ist heiß begehrt – von ihr lebt die winzige Inselgemeinde hoch im Norden von Schottland.
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Und dazu noch mein Lieblings-Schaf-Video:
Maulwürfe als Helfer
Whitney Castle, ein römisches Fort in Nordengland, unterliegt dem Denkmalschutzgesetz und das verbietet dort Grabungen. Deshalb freuen sich die Forscher über ein Heer kleiner Hilfskräfte: Maulwürfe. Da die Tiere keine Gesetze lesen können, wühlen sie beharrlich römische Artefakte an die Oberfläche. Im April siebten drei Dutzend Hobbyarchäologen unter den strengen Augen der Aufsichtsbehörde English Heritage die Maulwurfshügel durch und förderten so römisches Tischgeschirr, ein Stück wertvoller Tafelkeramik und die Perle einer Halskette zutage. Schon im vergangenen Jahr hatte ein Maulwurf ein delphinförmiges Bronzestück aus dem Erdreich gebuddelt, wahrscheinlich der Handgriff eines antiken Wasserhahns. Mit ihrer Arbeit helfen die Tiere auch, wichtige wissenschaftliche Fragen zu beantworten: So fanden die Archäologen jede Menge Nägel in der Maulwurfserde. Damit ist wahrscheinlich: Die Römer bauten die Gebäude ihres Außenpostens nicht aus Stein, sondern aus Holz.
Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 19/2012.
Tod im Heuhaufen
Im spätmittelalterlichen England starben überraschend viele Menschen in der wärmeren Jahreszeit. Darauf ist der britische Historiker Steven Gunn von der Oxford University durch Auswertung von rund 9000 Leichenbeschauerberichten des 16. Jahrhunderts gestoßen. Seiner Studie zufolge kamen die Menschen zwischen April und September vor allem bei der Arbeit um. Viele wurden damals durch Wind- oder Wassermühlen zerquetscht oder fielen bei der Obsternte vom Baum. Tätigkeiten in der mittelalterlichen Holzwirtschaft waren am gefährlichsten. Regelmäßig wurden Arbeiter etwa beim Sägen von Bäumen erschlagen; häufig gerieten Holzladungen ins Rutschen. Aber auch die Plackerei auf dem Feld erwies sich als riskant. Die bizarrsten Arbeitsunfälle: Mitunter wurden Landarbeiter während eines Nickerchens vom Heuhaufen begraben und erstickten darunter.
Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 17/2012.
Fesch und Chips
Erschienen in Geo, März 2012
Zahlte man in Bordellen Englands mit Spielgeld? Eine Münze aus römischer Zeit legt dies nahe
Der kleine Chip sieht aus wie ein Geldstück. Doch was jüngst mit einem Metalldetektor aus dem Uferschlamm der Themse gefischt wurde, konnte man gewiss nicht in einem Gemüseladen gegen Blumenkohl eintauschen. Denn die Vorderseite trägt nicht das Konterfei eines Kaisers oder einer Gottheit – sondern zeigt einen Mann und eine Frau beim Sex: Die Frau liegt auf dem Bauch, der Mann kniet über ihr. Auf der Rückseite steht die römische Zahl XIIII.
Sex für 14 Asse
Aus dem Schlamm der Londoner Themse hat ein Hobbysucher ein römisches Metallstück gefischt, bei dem es sich nach Ansicht von Historikern um einen Bordellchip handeln könnte. Die Vorderseite des Fundes zeigt eine auf dem Bauch liegende nackte Frau, über der ein Mann kniet. Auf der Rückseite steht eine Zahl: 14 – möglicherweise der Preis für die dargestellte sexuelle Dienstleistung. 14 römische Asse entsprachen im ersten Jahrhundert nach Christus, aus dem der Zufallsfund stammt, etwa dem Tageslohn eines Arbeiters oder dem Preis für mehrere Laibe Brot. Solche Münzen (Spintriae) könnten die gängige Währung in Bordellen mit Sklavinnen gewesen sein, damit diese selbst kein Geld in die Hände bekamen. Außerdem war es zumindest unter Kaiser Tiberius verboten, normale Münzen mit in die Lusthäuser zu nehmen – weil sie sein Bild trugen. Andere Wissenschaftler halten Funde dieser Art für Spielsteine von Brettspielen.
Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 03/2012.
Historiker rätseln über mysteriösen Wikingerkönig
Es war ein Überraschungsfund mitten auf einem Acker. Ein britischer Hobbyforscher hat einen Silberschatz aus jenen Jahren aufgespürt, in denen Wikinger Englands Norden regierten. Die Geldstücke bringen Historiker auf die Spur eines bisher unbekannten Herrschers.