Aus dem Schlamm der Londoner Themse hat ein Hobbysucher ein römisches Metallstück gefischt, bei dem es sich nach Ansicht von Historikern um einen Bordellchip handeln könnte. Die Vorderseite des Fundes zeigt eine auf dem Bauch liegende nackte Frau, über der ein Mann kniet. Auf der Rückseite steht eine Zahl: 14 – möglicherweise der Preis für die dargestellte sexuelle Dienstleistung. 14 römische Asse entsprachen im ersten Jahrhundert nach Christus, aus dem der Zufallsfund stammt, etwa dem Tageslohn eines Arbeiters oder dem Preis für mehrere Laibe Brot. Solche Münzen (Spintriae) könnten die gängige Währung in Bordellen mit Sklavinnen gewesen sein, damit diese selbst kein Geld in die Hände bekamen. Außerdem war es zumindest unter Kaiser Tiberius verboten, normale Münzen mit in die Lusthäuser zu nehmen – weil sie sein Bild trugen. Andere Wissenschaftler halten Funde dieser Art für Spielsteine von Brettspielen.
Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 03/2012.