Im spätmittelalterlichen England starben überraschend viele Menschen in der wärmeren Jahreszeit. Darauf ist der britische Historiker Steven Gunn von der Oxford University durch Auswertung von rund 9000 Leichenbeschauerberichten des 16. Jahrhunderts gestoßen. Seiner Studie zufolge kamen die Menschen zwischen April und September vor allem bei der Arbeit um. Viele wurden damals durch Wind- oder Wassermühlen zerquetscht oder fielen bei der Obsternte vom Baum. Tätigkeiten in der mittelalterlichen Holzwirtschaft waren am gefährlichsten. Regelmäßig wurden Arbeiter etwa beim Sägen von Bäumen erschlagen; häufig gerieten Holzladungen ins Rutschen. Aber auch die Plackerei auf dem Feld erwies sich als riskant. Die bizarrsten Arbeitsunfälle: Mitunter wurden Landarbeiter während eines Nickerchens vom Heuhaufen begraben und erstickten darunter.
Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 17/2012.