Roms Bürgermeister lässt ein Parkhaus in die Tiefen des Pincio-Hügels buddeln. Das Projekt erregt massiven Widerstand, denn der Ort ist geschichtsträchtig: Hier feierte Feldherr Lucullus legendäre Gelage, zelebrierte Valeria Messalina Orgien – und saß Galileo Galilei im Hausarrest.
Archiv der Kategorie: Antike
Die Römer sind los
Die Riemen knarren, die Ruderer schwitzen: Auf der Mosel verkehrt seit rund 1700 Jahren erstmals wieder ein römisches Handelsschiff. Der moderne Nachbau „Stella Noviomagi“ soll bald Touristen den Fluss entlangtragen.
Der Retter Titan
Die Tempel der Akropolis haben viele Feinde. Was saurer Regen und Touristen übrig ließen, fiel wohlmeinenden Restauratoren zum Opfer. Ihre Kollegen müssen nun die Fehler ihrer Vorgänger ausbügeln
Die Athener Akropolis sah sich im Lauf der Jahrhunderte schon mit vielen Gegnern konfrontiert. Neben fremden Heerscharen, die brandschatzend und plündernd über den Hügel hinwegrollten, hat sie bis heute auch viele natürliche Feinde. Da ist der saure Regen, der die marmorne Oberfläche in Gips verwandelt. Oder Staub, Ruß und Metalloxide, die sich dort absetzen und den weißen Stein rötlich oder schwarz färben. An anderen Stellen nagen sich Flechten, Pilze oder Vogelkot ins Gemäuer. Sträucher und Bäume drängen unerbittlich ihr Wurzelwerk zwischen die Fugen. Erdbeben, Feuer, Eis, Bombardierungen, sogar Sprengstoffexplosionen haben die Säulen schon erlebt. Auch »zivile« Plünderer machten dem Monument zu schaffen Steine wurden zu Hütten, Skulpturen landeten in Museen. Ganz zu schweigen von der permanenten Attacke durch die täglichen Besucherscharen.
Die Liebesgöttin aus dem Abwasserkanal
Seit kurzem hat das archäologisch reiche Köln eine weitere Attraktion. Im Tunnelsystem unter der Hohen Straße wurde eine Statue der Venus gefunden
Ein dickes Plastikrohr windet sich an der Tunneldecke entlang. Ein Rauschen setzt ein. Der Inhalt eines Klosett-Wasserkastens fließt vorbei. Exakt hier, über unseren Köpfen, steht ein Fast-Food-Restaurant. Es ist Freitag. Und während in der Kölner Innenstadt die Passanten ihren Einkäufen nachgehen, ist es zehn Meter unter der Hohen Straße fast still. Nur ab und zu dieses Rauschen im Rohr. Früher war es hier lärmiger.
Die Ruinen der Macht
Ein Bochumer Archäologe entdeckt das Panionion, das zentrale Heiligtum des Ionischen Bundes
Die Archäologen der Zukunft werden jubeln, wenn sie in einigen Jahrtausenden den Spaten in Brüssel am Boulevard Leopold III in die Erde stoßen. Denn die Ruinen, die sie dort finden werden, waren einst das Hauptquartier des mächtigsten Militärbundes um die zweite Jahrtausendwende: der Nato. Ein Fund ähnlicher Tragweite gelang diesen Sommer dem Archäologen Hans Lohmann von der Bochumer Ruhr-Universität. Er entdeckte auf den entlegenen Höhen des Mykale-Gebirges an der kleinasiatischen Westküste die Überreste des Panionions des zentralen Heiligtums des Ionischen Bundes, gebaut im 6. Jahrhundert vor Christus. Damals war das kleinasiatische Bündnis zwölf ionischer Städte die letzte Bastion der griechischen Welt gegen die Bedrohung des immer mächtiger werdenden Perserreichs.
Gruppentaufe im Club Johannes
Ein Archäologe will die Höhle des christlichen Täufers entdeckt haben. Es handelt sich wohl eher um eine Stätte antiken Glaubenstourismus
Höhle von Johannes dem Täufer gefunden!«, feierte die internationale Presse jüngst die angebliche Entdeckung der Wirkstätte des Predigers aus der Wüste. »Zum ersten Mal können wir auf eine Stelle zeigen und sagen: Es ist sehr wahrscheinlich, dass dies der Ort ist, an dem Johannes der Täufer getauft und seine Rituale ausgeführt hat«, tönte der britische Archäologe Shimon Gibson (45) in der Times. Hätte der begeisterte Entdecker seine Bibel dabeigehabt, wäre ihm vielleicht aufgefallen, dass dort von einer Höhle nie die Rede ist. Und es ging zu ihm hinaus das ganze jüdische Land ( ) und ließen sich von ihm taufen im Jordan, steht da bei Markus 1, 5. Im Fluss also. Ist ja auch praktischer, als die 28 Stufen in die Tiefe steigen zu müssen, die in Gibsons Höhle hinabführen.
Der Diskos von Phaistos
Seit hundert Jahren gibt eine Tonscheibe mit geheimnisvollen Zeichen den Forschern Rätsel auf. Bis heute konnten sie nicht klären, ob der Fund ein spektakuläres Einzelstück oder eine meisterhafte Fälschung ist.
Als Luigi Pernier, Ausgräber des Palastes von König Minos im kretischen Phaistos, am Abend des 3. Juli 1908 eine seltsame, flache Tonscheibe in die Hand nahm, ahnte er nicht, dass dieses Objekt noch ein Jahrhundert später die Forscher vor Rätsel stellen würde. Den folgenden Generationen von Gelehrten gelang es bis heute nicht, die Zeichen oder auch nur die Sprache zu bestimmen, in der das mysteriöse Fundstück beschriftet ist. An Deutungsversuchen mangelte es nicht: so zahlreich, so unterschiedlich und teilweise mit so vehementer Überzeugung vertreten, dass der britische Altertumswissenschaftler John Chadwick, Mit-Entzifferer von Linear B, verzweifelt anmerkte: „Selbst wenn König Minos höchstpersönlich jemandem im Traum die wahre Bedeutung offenbaren würde, wäre es für denjenigen unmöglich, andere davon zu überzeugen, dass dies die richtige Lösung sei.“ Weiterlesen
Das Symposium – Feiern im alten Griechenand
Antike Texte und Vasenbilder erzählen uns, wie es auf den Festen der alten Griechen zuging: Der Wein floss in Strömen, Flötenspielerinnen sorgten für die Unterhaltung, und zum Vergnügen wurde philosophiert. Weiterlesen
Thunfisch in Weißwein
Viele Gerichte sind uns aus dem antiken Griechenland überliefert – nur einige Gewürze haben es nicht bis in unsere Zeit geschafft.
„Diesen salzigen Thunfisch zuerst: er kostet zwei Obolen. Er muss noch gut gespült werden. Dann würz‘ ich eine kleine Backform, leg den Thunfisch hinein, gieß‘ weißen Wein darüber, bedeck‘ ihn mit Öl und dann laß‘ ich’s köcheln, und ich werd‘ ihn so zart machen als sei’s Filet. Zum Schluss geb‘ ich reichlich silphium drüber.“
Alexis 186, nach Athenaeus 117d Weiterlesen
Massenhochzeit aus Staatsräson
Aristoteles war stets dagegen gewesen. Verständnislos hatte er den Kopf geschüttelt, wenn die Augen seines Schülers Alexander aufleuchteten, sobald er über die Perser sprach. Ausgerechnet diese Barbaren, die einst die Akropolis, in Schutt und Asche gelegt hatten, übten auf Alexander eine magische Wirkung aus. Doch das, so predigte Aristoteles, dürfe noch lange kein Grund sein, sie den Griechen gleichzustellen. Zu anders, zu fremdartig seien sie, eine gänzlich verschiedene Art von Menschen. Alexander aber wollte nicht hören. Weiterlesen