Unter kalifornischen Dünen liegt ein altägyptischer Tempel vergraben – der nicht mal hundert Jahre alt ist. Der einstige Schauplatz des Stummfilmepos „Die Zehn Gebote“ ist jetzt ein Fall für Archäologen: Sie bergen die gigantische, fragile Hollywood-Kulisse aus dem Sand. Und haben zu kämpfen.
Archiv der Kategorie: Nordamerika
Warum Rattenurin ein wahrer Schatz ist
Die Masse erinnert an Erdnussriegel und lagert in Nestern der Amerikanischen Buschratte: Für Wissenschaftler ist die Mischung aus Kot und Urin ein unschätzbares botanisches und kulturelles Archiv. Aus den Exkrementen und ihrem Fundort lernen sie erstaunliche Dinge über Klima- und Vegetationswandel.
Huch, es ist der Santa Blaus!
In den Trümmern einer US-Spielzeugfabrik machten Archäologen einen spektakulären Fund: den ältesten Spielzeugweihnachtsmann der Welt – und der trug blau. Den roten Einheitsdress für Santa entwarf ein Cartoonist erst viel später, für eine Werbekampagne. Doch nun erlebt der blaue Mantel ein Comeback.
U-Boote als Flugzeugträger
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs machten die Amerikaner brisante Kriegsbeute: Fünf japanische High-Tech-U-Boote, die auch Bombenflieger an Bord hatten. Die US-amerikanische Navy hatte sie 1946 vor der Küste Hawaiis an einem geheimen Ort versenkt denn die Gefährte waren allen anderen technisch so weit überlegen, dass die Sowjets diese Wunderwaffen auf keinen Fall zu sehen bekommen sollten. Nach 17 Jahren Suche haben nun Taucher der National Oceanic and Atmospheric Administration und des Hawaii Undersea Research Laboratory die Wracks von drei dieser fünf Boote gefunden. Eines von ihnen, die I-201, zeichnete sich durch Rekordgeschwindigkeit aus, ein anderes, die I-401, war mit 120 Metern länger als ein Fußballfeld. Die neuentdeckte I-14 konnte zwei Flugzeuge mit eingefalteten Flügeln transportieren. Die Mini-Bomber waren trotzdem innerhalb von sieben Minuten startklar. Sie sollten Kamikaze-Einsätze gegen amerikanische Großstädte fliegen und konnten das Boot als Startrampe nutzen. Die I-201 wiederum schaffte 20 Knoten und war damit zweieinhalb mal so schnell wie die besten U-Boote der Amerikaner zu der Zeit.
Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 48/2009.
Doubles für Präsidenten
Erschienen in Geo, November 2009
Technik Die Skulpturen von Mount Rushmore werden gescannt, um sie bei Zerstörungen wiederherstellen zu können
US-Präsidnten haben viele Feinde – selbst wenn sie aus Stein gehauen sind wiedie Köpfe von George Washington, Thomas Jefferson, Abraham Lincoln und Theodore Roosevelt am Mount Rushmore im Bundesstaat South Dakota. Den 18 Meter hohen Skulpturen, die zwischen 1927 und 1841 modelliert worden sind, droht Gefahr nicht nur durch die Verwitterung.
Weiterlesen
Wurmspuren in der Wikingerkarte
Ist die berühmte Vinland-Karte, auf der ein unbekannter Kartograf angeblich bereits um 1440 westlich von Grönland eine große Landmasse (Vinland) einzeichnete, eine Fälschung? Oder dokumentiert sie tatsächlich die Reisen der Wikinger, die lange vor Christoph Columbus nach Amerika gelangten? Offenbar kann der langjährige Forscherstreit nun als entschieden gelten: Wir haben nach fünf Jahren intensiver Studien keine Hinweise dafür gefunden, dass die Vinland-Karte gefälscht ist, resümiert René Larsen, Rektor der Konservatorenschule an der Royal Danish Academy of Fine Arts. Vor allem die Tinte galt bislang als Argument für eine Fälschung, denn es ist keine in jener Zeit üblicherweise verwendete Eisengallustinte, sondern eine Flüssigkeit auf Kohlenstoffbasis. Trotzdem enthält sie Partikel von Anatas, einem seltenen Mineral, das sich in Eisengallustinte bilden kann, nicht aber in kohlenstoffbasierter Tinte. Das Anatas, so Larsen, komme aus dem Sand, der zum Trocknen darüber gestreut wurde. Und die Wurmlöcher im Pergament der Karte stimmten mit denen im Deckel jenes Buches überein, in das sie eingebunden war.
Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 32/2009.
Apollo 11 Spacesuits Gradually Disintegrating
The spacesuits worn by the Apollo astronauts could withstand the rigors of a lunar mission such as 270-degree temperature swings, but are gradually disintegrating on planet Earth — and there’s nothing anyone can do to stop it.
Hasta la vista, State Parks
Der Sparzwang hat Kalifornien fest im Griff. Jetzt setzt Gouverneur Arnold Schwarzenegger auch bei den State Parks an. Macht er seine Drohungen wahr und stoppt deren Finanzierung, bleiben ab Juli Wälder, Museen und Strände einfach sich selbst überlassen.
Wikinger blieben doch länger in Amerika
Sie kamen, trafen auf den erbitterten Widerstand der indianischen Ureinwohner – und verzogen sich bald wieder. So jedenfalls ging die bisherige Version von der Stippvisite der Wikinger in Nordamerika um das Jahr 1000 nach Christus. Nun aber hat die Archäologin Pat Sutherland vom Canadian Museum of Civilization eine Reihe von Beweisen zusammengetragen, nach denen die nur kurz bewohnte Siedlung von Leif Eriksson und seinen 35 Gefolgsleuten im neufundländischen L’Anse aux Meadows nicht der einzige Ort in Kanada war, wo die Nordländer sich niederließen. Etwa 1500 Kilometer nordwestlich des bekannten Dorfs entdeckte Sutherland auf der Baffininsel nahe Nanook längere Zeit bewohnte Behausungen aus Stein. Diese Bauweise kannten die dort um die Jahrtausendwende lebenden Ur-Amerikaner nicht – wohl aber die Seefahrer aus dem fernen Island. Gleiches gilt für ein steingefasstes Entwässerungssystem, auf das Sutherland dort gestoßen ist. Auch Holzverzierungen mit typischen Mustern sprechen dafür, dass die Nordmänner es wohl doch länger in der Neuen Welt ausgehalten haben als gedacht.
Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 25/2009.
Todgeweihter Lincoln
Am Karfreitag des Jahres 1865 schoss ein Attentäter den US-Präsidenten Abraham Lincoln nieder. Tötete der Mörder einen ohnehin Todgeweihten? Das will der US-Kardiologe John Sotos herausgefunden haben. Lincoln habe an multipler endokriner Neoplasie (MEN) des Typs 2B gelitten – einer seltenen Erbkrankheit, die Schilddrüsenkrebs hervorruft. Der Präsident, so die späte Ferndiagnose des Mediziners, hätte wahrscheinlich das Osterfest des Folgejahres nicht mehr erlebt. Seine Diagnose stützt Sotos auf Fotos uns Zeitzeugenberichte. Ein Hinweis auf MEN2B sei zum Beispiel die außergewöhnliche Körpergröße Lincolns, der mit 1,93 Meter der längste US-Präsident der Geschichte war. Auch Beulen auf Lincolns Lippen, zu erkennen auf einem Gesichtsabdruck aus Gips, sprächen für die Erbkrankheit: Sotos deutet sie als charakteristische Nervenverwachsungen, sogenannte Neurone. Schon den Zeitzeugen war der Verfall des Präsidenten aufgefallen. Lincoln selbst habe gemutmaßt, er werde das Ende des Bürgerkrieges nicht erleben. Um seine Theorie zu untermauern will Sotos nun eine Lincoln-Reliquie aus einem Militärmuseum in Philadelphia untersuchen: jenen Kissenbezug, an dem nach dem Attentat Blut und Gehirnmasse des Präsidenten kleben blieben, die sich vielleicht für eine DNA-Analyse eignen.
Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 18/2009.