Wurmspuren in der Wikingerkarte

Ist die berühmte Vinland-Karte, auf der ein unbekannter Kartograf angeblich bereits um 1440 westlich von Grönland eine große Landmasse („Vinland“) einzeichnete, eine Fälschung? Oder dokumentiert sie tatsächlich die Reisen der Wikinger, die lange vor Christoph Columbus nach Amerika gelangten? Offenbar kann der langjährige Forscherstreit nun als entschieden gelten: „Wir haben nach fünf Jahren intensiver Studien keine Hinweise dafür gefunden, dass die Vinland-Karte gefälscht ist“, resümiert René Larsen, Rektor der Konservatorenschule an der Royal Danish Academy of Fine Arts. Vor allem die Tinte galt bislang als Argument für eine Fälschung, denn es ist keine in jener Zeit üblicherweise verwendete Eisengallustinte, sondern eine Flüssigkeit auf Kohlenstoffbasis. Trotzdem enthält sie Partikel von Anatas, einem seltenen Mineral, das sich in Eisengallustinte bilden kann, nicht aber in kohlenstoffbasierter Tinte. Das Anatas, so Larsen, komme aus dem Sand, der zum Trocknen darüber gestreut wurde. Und die Wurmlöcher im Pergament der Karte stimmten mit denen im Deckel jenes Buches überein, in das sie eingebunden war.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 32/2009.

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