Wikinger blieben doch länger in Amerika

Sie kamen, trafen auf den erbitterten Widerstand der indianischen Ureinwohner – und verzogen sich bald wieder. So jedenfalls ging die bisherige Version von der Stippvisite der Wikinger in Nordamerika um das Jahr 1000 nach Christus. Nun aber hat die Archäologin Pat Sutherland vom Canadian Museum of Civilization eine Reihe von Beweisen zusammengetragen, nach denen die nur kurz bewohnte Siedlung von Leif Eriksson und seinen 35 Gefolgsleuten im neufundländischen L’Anse aux Meadows nicht der einzige Ort in Kanada war, wo die Nordländer sich niederließen. Etwa 1500 Kilometer nordwestlich des bekannten Dorfs entdeckte Sutherland auf der Baffininsel nahe Nanook längere Zeit bewohnte Behausungen aus Stein. Diese Bauweise kannten die dort um die Jahrtausendwende lebenden Ur-Amerikaner nicht – wohl aber die Seefahrer aus dem fernen Island. Gleiches gilt für ein steingefasstes Entwässerungssystem, auf das Sutherland dort gestoßen ist. Auch Holzverzierungen mit typischen Mustern sprechen dafür, dass die Nordmänner es wohl doch länger in der Neuen Welt ausgehalten haben als gedacht.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 25/2009.

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