Alexander den Großen und seine Soldaten schützte auf dem Schlachtfeld ein besonderer Leinenpanzer, der Linothorax, den Historiker von der amerikanischen University of Wisconsin – Green Bay erstmals rekonstruiert haben. Sie verwendeten dazu Flachsfasern, die wie seinerzeit in der Antike von Hand geerntet, gesponnen und gewebt wurden. Da der Linothorax offenbar aus vielen verleimten Stoffschichten bestand, testete das Team auch zwei Klebstoffe, die es aus Materialien herstellte, wie sie in der Antike zur Verfügung standen: einen aus Flachssamen und einen, der aus der Haut von Kaninchen gewonnen wurde. Anschließend traktierten sie die Rüstungen mit allem, was antike Waffenkammern zu bieten hatten. Ergebnis: Der Makedonier und seine Mannen hatten in ihren Stoffhemden kaum eine Waffe zu fürchten – das verklebte Leinen wirkte ähnlich wie Kevlar, aus dem moderne schusssichere Westen hergestellt sind. Außerdem wog der Linothorax nur etwa ein Drittel eines Metallpanzers, gab Kämpfern mehr Bewegungsfreiheit, bestand aus leicht beschaffbarem Material und konnte in Massenproduktion billig hergestellt werden. Vor Kriegszügen in regenreiche Landstriche mussten die Rüstungen nur noch mit Bienenwachs, Pinienharz oder Wollwachs imprägniert werden.
Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 5/2010.