Amputation mit dem Flintsteinmesser

Steinzeitheiler haben bei ihren Patienten nicht nur Schädel aufgebohrt, sondern auch Gliedmaßen amputiert. Das zeigt das 7000 Jahre alte Skelett eines Einarmigen, das Ausgräber des französischen Instituts für Archäologie Inrap in einem Steinbruch bei Buthiers-Boulancourt, rund 70 Kilometer südlich von Paris, gefunden haben. Noch zu Lebzeiten hatte ein Steinzeitdoktor vermutlich mit einem Flintsteinmesser den Oberarmknochen des Mannes durchgesägt. Der Eingriff dürfte eine Notoperation gewesen sein, denn der Knochen war teilweise beschädigt, als der Helfer sein Instrument ansetzte. Wie sich aus Veränderungen an der Schnittstelle ablesen lässt, entzündete sich die Wunde nicht und heilte gut – der Patient, so glauben die Archäologen, hat nach der Operation noch mehrere Monate, vielleicht auch Jahre weitergelebt. Die Größe des Grabs und kostbare Beigaben beweisen, dass es sich um einen Mann von Rang gehandelt haben muss.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 6/2010.

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