Luxusleben der Mönche

Mit einem dreifachen Spezialknoten binden Franziskanermönche eine Kordel um ihre Kutte. Der erste Knoten steht für Armut, der zweite für Ehelosigkeit und der dritte für Gehorsam. Zumindest mit dem ersten Gelübde nahmen es die Mönche des mittelalterlichen Franziskanerklosters von Leicester jedoch nicht so genau, wie neue Ausgrabungen zeigen. Ein Team um Mat Morris von der University of Leicester fand dort Knochen von Hühnern, Rindern und Schweinen. Die Ordensregeln schrieben den Mönchen vor, dass sie ihre Mahlzeiten erbetteln sollten. Fleisch war im Mittelalter ein großer Luxus: „Der Fund so vieler weggeworfener Tierknochen zeigt, dass die Mönche nicht so genügsam lebten, wie sie vorgaben”, sagte Morris in der Lokalzeitung „Leicester Mercury”. Die Archäologen fanden auch einen Dorn von einer Brosche oder Schnalle. Solcher Schmuck hat an der Kutte eines Franziskaners nichts zu suchen, die Kordel mit den Knoten ist die einzige erlaubte Zierde. Das Kloster von Leicester kam voriges Jahr zu Berühmtheit, als Forscher dort die sterblichen Überreste des englischen Königs Richard III. entdeckten. Der König war 1485 in der Schlacht von Bosworth gefallen und wurde auf dem Gelände des Klosters vergraben.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 31/2013.

Ein Walross in geweihtem Boden

Auf einem alten Londoner Friedhof haben Archäologen Knochen eines riesigen Walrosses gefunden – in einem Sarg neben den Knochen von acht Menschen. Allerdings waren nur drei menschliche Schädel zu finden. Der Zeitpunkt des Begräbnisses gibt einen Hinweis, wie der Fund zu erklären ist.

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Der gequetschte König

Hastig und lieblos ins Grab gestopft: Archäologen haben rekonstruiert, wie der britische König Richard III. bestattet wurde. Viele Details seiner letzten Ruhestätte deuten darauf hin, dass alles sehr schnell gehen musste – wohl auch weil die Leiche des Regenten in keinem guten Zustand war.

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Das englische Atlantis

Britischen Forschern ist es gelungen, große Teile der mittelalterlichen Stadt Dunwich zu kartieren, die vor der Ostküste Englands auf dem Meeresgrund liegt. Im 13. Jahrhundert war der Ort einer der bedeutendsten Häfen Britanniens – bis die Nordsee mit Sturmfluten über die Mauern hineinbrach. Da die Sicht unter Wasser in dem Gebiet schlecht ist, benutzten die Archäologen hochauflösendes Sonar, um dieses „englische Atlantis” zu vermessen. Sie fanden heraus, dass die Stadt mit einer Fläche von 1,8 Quadratkilometern fast so groß war wie das damalige London. Neben der Wallanlage um den Stadtkern orteten die Unterwasserkartografen auch die Überreste eines Klosters, mehrerer Kirchen und einer Kapelle. Ein weiteres großes Gebäude in der Innenstadt war vermutlich das Rathaus. Im Norden der Stadt lokalisierten die Wissenschaftler die hölzernen Hafenanlagen von Dunwich, wo einst Handelsschiffe aus ganz Europa anlegten.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 21/2013.

Zäune-Boom in der Eisenzeit

Die Geschichte des Gartenzauns begann etwa 1500 v. Chr. – auf den britischen Inseln. „Damals fingen die Menschen an, ihre Felder abzugrenzen”, berichtet die dänische Forscherin Mette Løvschal von der Universität Aarhus im Interview mit der Wissenschaftsplattform ScienceNordic. Für ihre Untersuchungen wertete Løvschal Grabungsberichte, Luftaufnahmen und Oberflächenuntersuchungen aus. Ab etwa 1000 v. Chr., so das Ergebnis, sei der Brauch der Feldabgrenzung in Nordeuropa und im Baltikum zu beobachten. In der Eisenzeit, ab 500 v. Chr., zäunten die Menschen denn auch Häuser und Dörfer ein. „In den kommenden Jahrhunderten gab es einen regelrechten Zäune-Boom”, sagt Løvschal. Von nun an habe es Abgrenzungen aller erdenklichen Arten gegeben: Pfostenreihen, Flechtzäune, Palisaden, Wälle und Gräben. Ab 300 v. Chr. wurden die Zäune zum Machtsymbol – je reicher ein Anwesen, desto aufwendiger die Grenzmarkierung.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 03/2013.