Schottland – Im Osten Schottlands gibt es eine Menge kleiner, verzierter Steinkugeln. Spielten die Leute in der Jungsteinzeit damit etwa Tennis oder Cricket? Der Archäologe Andrew Young hat eine bessere Erklärung: Steinzeitliche Baumeister könnten die Bälle benutzt haben, um damit Riesensteine zu bewegen für Monumente in Schottland oder Stonehenge. Das ist ein Bauwerk im Süden Englands, das aus meterhohen Steinen besteht.
Ein solcher Stein kann bis zu 70 Tonnen wiegen – für Menschen ist das zu schwer. Aber vielleicht kann man ihn auf Kugeln bewegen? Auf die Idee kam Andrew Young, als er Modelle dieser Steinbälle über den Fußboden rollte. Er nahm zwei Holzschienen und legte die Kugeln in die Rillen. Darauf platzierte er eine 100 Kilo schwere Betonplatte: Ich konnte das Gewicht mühelos mit einem Finger bewegen. Der Forscher hockte sich sogar selber darauf und ließ sich von einem Kollegen mit einer Hand schieben. Doch die Steine von Stonehenge wiegen viel mehr als 100 Kilo. Deshalb baute Young ein größeres Modell. Es konnte das Gewicht eines mittelgroßen Stonehenge-Steines tragen. Und auch diese Riesenlast konnten acht Leute auf Kugeln rollen, ohne ins Schwitzen zu kommen. Deshalb vermutet Andrew Young nun: Möglicherweise haben Arbeiter früher einen Stein 30 Kilometer bewegen können – vom Steinbruch nach Stonehenge, an nur einem Tag. Zwei Hilfsmittel wären dafür nötig: Ochsen und Kugeln.
Erschienen in Dein Spiegel 01/2011.