Schrumpfköpfe durch Erdpech?

Natur-Asphalt war für die Chumash-Indianer ein wahres Wundermittel. Die Indianer, die von etwa 6500 vor Christus bis ins Jahr 1782 Inseln und Festland des heutigen Südkalifornien bewohnten, dichteten mit dem Erdpech Wasserflaschen und Boote ab, sie behandelten damit Gelenkerkrankungen und Knochenbrüche – und verwendeten es sogar als Kaugummi. Doch für den Gebrauch dieser Allzweckwaffe zahlten sie möglicherweise einen hohen Preis. Ein amerikanisch-schwedisches Forscherteam vermutet, dass Bitumen die Chumash zu einem chronisch kranken Volk machte. Für ihre Studie untersuchten die Anthropologen die Schädel von 269 erwachsenen Chumash, die auf den Inseln Santa Rosa und Santa Cruz begraben worden waren. Dabei kam heraus, dass die Schädel mit der Zeit geschrumpft waren. Mögliche Erklärung: Natur-Asphalt enthält viele polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Bei Babys, deren Mütter während der Schwangerschaft verstärkt diesen organischen Verbindungen ausgesetzt waren, kann es zu Kleinwuchs und kleineren Kopfumfängen kommen. Eine ältere Studie hatte gezeigt, dass die Chumash über einen Zeitraum von 7500 Jahren um zehn Zentimeter geschrumpft sind. Zudem kam bei den Indianern noch etwas hinzu: Statt Pflanzen und Schalentieren aßen sie häufig Fische – die waren aber stark mit PAK belastet.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 42/2011.

Die Sandalen von Camelon

Sie kamen, sahen – und hinterließen ihre Sandalen. Eine ungewöhnliche Entdeckung haben Archäologen in zwei römischen Lagern im schottischen Camelon gemacht. In einem Festungsgraben lagen 120 Ledersandalen mit genagelten Sohlen. Warum die römischen Soldaten so hoch im Norden derart viel Fußbekleidung horteten, ist für die Ausgräber ein Rätsel. Bislang glaubten die Forscher, die Römer hätten in dieser Region stets nur kurz ihre Lager aufgeschlagen. Tatsächlich aber scheinen sich die Besatzer in Camelon häuslich eingerichtet zu haben. Das Dorf gilt als einer der möglichen Orte für Camelot, den Hof des Sagenkönigs Artus. Einige Historiker glauben sogar, dass der angebliche Briten-Herrscher in Wahrheit ein Römer war.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 41/2011.

So qualvoll starben die irischen Könige

Den Schädel spalteten sie, den Bauch schlitzten sie auf, und die Gedärme räumten sie aus: Die Kelten in Irland opferten ihre Könige auf grausame Weise. Jetzt untersuchen Archäologen eine neu entdeckte Moorleiche – ausgerechnet die Brustwarzen sollen den Forschern mehr über den Toten verraten.

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Hexen in geweihter Erde

Eine ungewöhnliche Entdeckung gelang dem italienischen Ausgräber Alfonso Forgione auf einem Friedhof in Piombino. Der Archäologe stieß auf das Grab zweier junger Frauen, die wahrscheinlich im Mittelalter als Hexen hingerichtet worden waren. Der einen Frau hatten die Totengräber 7 Nägel von jeweils vier Zentimeter Länge durch den Unterkiefer getrieben und diesen damit gleichsam festgenagelt. 13 weitere Nägel waren um den Leichnam herum eingeschlagen, um die Kleider am Boden zu fixieren, damit sie ihr Grab nicht mehr verlassen konnte. Warum aber lagen die angeblichen Hexen in geweihter Erde begraben? Forgione: „Vielleicht stammten die beiden Frauen aus einflussreichen Familien.”

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 40/2011.

Archäologen entdecken Gladiatorenschule

Im Winter konnten die Kämpfer sogar in einer beheizten Halle trainieren: Rund 40 Kilometer vor Wien haben Forscher in der Erde eine Gladiatorenschule aus der Römerzeit gefunden – sie ist so groß wie die beim römischen Kolosseum. Das Bodenradar verrät schon jetzt Details aus dem Leben der Sklaven.

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Suche nach dem Einhändigen

Seine linke Hand wurde in der Schlacht verstümmelt, mit der rechten schrieb er Weltliteratur: Miguel de Cervantes Saaverda (1547 ­– 1616), Autor der Geschichte von Don Quijote und Sancho Pansa, beschäftigt seit kurzem die Archäologen. Die Forscher wollen die verschollenen Gebeine des Schriftstellers finden, um dann die Umstände seines Todes klären zu können. Zeitzeugen beschrieben den spanischen Nationalheld als Trunkenbold, der an einer Leberzirrhose verstorben sei. Der Dichter selbst hingegen, Sohn eines Chirurgen, schilderte seinen eigenen körperlichen Verfall ganz anders. Vermutet werden die Gebeine auf dem Gelände eines Madrider Klosters. Dort waren sie 1673 bei Renovierungsarbeiten umgebettet worden, seither gelten sie als verschwunden. An anatomischen Merkmalen hoffen die Forscher den Verstorbenen erkennen zu können: „Vor allem sind da die Elle und Speiche seiner linken Hand, die in der Seeschlacht von Lepanto von einer Kugel getroffen wurden“, erklärt Fernando Prado, der Initiator der Suche. Mit im Team ist der Anthropologe Francisco Etrxebarria, der erst unlängst die sterblichen Überreste des chilenischen Präsidenten Salvador Allende untersucht hat.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 32/2011.

Doña Juan

Erschienen in Geo, August 2011
Spanische und portugiesische Frauen wirken heute männlicher als früher: Innerhalb von 500 Jahren haben sich ihre Schädel denen der Männer angeglichen
Zierliche weibliche Gesichtszüge, wie der Maler El Greco sie sah und malte, sind selten geworden. Das fand die Anthropologin Ann Ross von der North Carolina State University heraus, als sie über 250 Schädel von der Iberischen Halbinsel aus dem 16. und dem 19. Jahrhundert verglich.

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