Opfergruben der Hexen

Wer auch immer um das Jahr 1640 die flachen Gruben ausgehoben und mit magischen Zutaten gefüllt hat, muss es heimlich und mit größter Vorsicht getan haben. Denn in jenen Tagen der Kirchenkonflikte und des Bürgerkriegs waren Hexenprozesse in England nicht ungewöhnlich. Der Boden einer der Gruben nahe der Stadt Truro in Cornwall ist mit Schwanenhaut ausgelegt, auf zwei Seiten beschwert mit je einer toten Elster. In der Mitte liegen Eier, in einigen davon Küken, kurz vor dem Schlüpfen verendet. Mittlerweile 35 solcher Gruben hat Ausgräberin Jacqui Wood schon gefunden. „Mir fällt einfach keine andere Erklärung für diese Anordnung ein als ein heidnisches Ritual“, sagt die Archäologin. Was sollte der Hexenzauber von Truro bewirken? Schwäne waren die Vögel der heiligen Brigitta, Schutzpatronin der Wöchnerinnen. Elstern sind noch heute in Cornwall mit Aberglauben belegt. „Eine für Sorgen, zwei für Freud“, sagen die Leute, wenn sie einen der schwarz-weißen Vögel sehen. Und Eier stehen nicht nur im britischen Volksglauben für Fruchtbarkeit. „Meine Theorie ist, das junge Mädchen, die im ersten Jahr der Ehe nicht schwanger wurden, mit diesen Opfergruben die höheren Mächte um Hilfe baten“, spekuliert Wood.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 12/2008.

Schreibe einen Kommentar