Der Zeichensetzer

Vor 1600 Jahren erfand der Mönch Mesrop Maschtots die armenische Schrift

Wir Deutschen waren nicht besonders einfallsreich, als es um die Entwicklung einer eigenen Schrift ging. Mit den Römern kamen die lateinischen Buchstaben ins Germanenland, und fortan schrieben wir Besiegten Gesetzestexte und Grabinschriften in jenen harten, eckigen Lettern der Eroberer – mit einigen Handschrift-Ausnahmen wie der Sütterlin-Schrift des 20. Jahrhunderts.

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Die verhinderte Metropole

Fast wäre Waldgirmes Hauptstadt geworden

Wäre Größe planbar, es gäbe an der Rodheimer Straße Versace, am Eichenweg Gucci, in der Kreuzerstraße einen Starbucks. Doch etwas lief in der Entwicklung dieser Stätte schon in römischer Zeit schief. Deswegen zählt Waldgirmes heute nicht zu den Metropolen dieser Welt. Der kleine hessische Ort im Lahntal zwischen Wetzlar und Gießen – kennt ihn jemand?

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Marmormann mit Makel

Italienische Forscher untersuchten Michelangelos »David« und fanden heraus: Er besteht nur aus zweitklassigem Gestein

Vielen gilt er als der schönste Mann der Welt: der David des Michelangelo. Das Kunstwerk ist eine bildhauerische Meisterleistung seines Schöpfers. Doch die ganze Schönheit kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es mit Davids inneren Werten nicht weit her ist. Italienische Wissenschaftler haben jetzt fesgestellt: Bei dem Marmor, aus dem die Statue geschaffen wurde, handelt es sich allenfalls um zweite Wahl.

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Chemie für die Seele

Mit dem Blick des Chemikers nimmt der Mediziner Florian Holsboer psychische Krankheiten ins Visier. Jetzt sucht er bei den Zeugen der Anschläge vom 11. September 2001 nach genetischen Wurzeln der Traumatisierung

Im Gartenteich ziehen Goldfische ihre Runden, die Sonne läßt die Kringel im Wasser funkeln. Ein spätsommerlicher Nachmittag im Garten der kleinen Bauhaus-Villa von Florian Holsboer, Direktor am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München. »Während wir hier sitzen«, sagt er, »finden in Ihrem Kopf molekulare Ereignisse statt, die Ihre Erinnerung prägen. Biochemische Prozesse sorgen dafür, dass Sie, wann immer Sie eine ähnliche Umgebung sehen, denken: Das ist so ’ne Hütte, wie der Holsboer sie hat.« Holsboers Arbeitsfeld ist die Biochemie des Nervensystems. Er will psychische Krankheiten mit physischen Mitteln heilen – mit Hormonen, Proteinen, Genen. Der Mediziner und promovierte Chemiker sagt von sich: »Ich bin sicher ein besserer Chemiker, als ich Arzt bin.«

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Da lag der Papst begraben

Archäologen haben in Hamburg Teile einer 750 Jahre alten Ehrengruft für Papst Benedikt V. gefunden

Hamburg hat sich noch nie besonders christlich gegeben. Erzbischof Ansgar zog 831 hierher, um die Heiden des Nordens zu missionieren. Er richtete eine kleine Holzkirche und eine Bibliothek ein, doch seine Gemeindemitglieder musste er noch kaufen. Den benachbarten Dänen war das Holzhaus mit dem Kreuz auf dem Dach willkommener Ausflugsort für gelegentliche Plünderungen. 1248 erhielt die Stadt anstelle von Ansgars Holzkirche einen Dom aus Stein. Doch das Gebäude mit seinen dunklen Nischen wurde zum Tummelplatz für lichtscheues Gesindel. Nach jahrhundertelangem Zank um das katholische Gotteshaus auf protestantischem Grund rissen die Hamburger Pfeffersäcke den Bau 1803 wieder ab – und verschacherten ihn, ganz pietätlos, Stein um Stein an die Meistbietenden. Die Grabsteine des Friedhofs stützten fortan die Wände eines Abwasserkanals. Und doch hatte Hamburg rund 30 Jahre lang etwas zu bieten, was man sonst eher in Rom vermuten würde: das Grab eines Papstes. Hier lag Benedikt V. begraben, der im Jahre 964 einen Sommermonat lang, vom 22. Mai bis zum 23. Juni, auf dem Heiligen Stuhl saß und am 4. Juli des folgenden Jahres in Hamburg starb.

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Rätselhaftes Pferdegrab

Waren die Spanier früher in Nordamerika als angenommen? Eine Grabstelle lässt das vermuten

Eigentlich sollte es nur eine schnelle Notgrabung werden. Aber dann fanden die beiden Archäologen Dennis Gallegos und Larry Tift im vergangenen Monat auf einem Hügel im kalifornischen Carlsbad, nördlich von San Diego, ein ungewöhnliches Grab. Zwei Pferde und ein kleiner Esel lagen in sorgfältig ausgehobenen Gruben. Eine Radiokarbondatierung ergab, dass die Skelette etwa 395 Jahre alt sind. Die Methode erlaubt einen Spielraum von plus/minus 40 Jahren, die Tiere wurden also zwischen 1570 und 1650 begraben – mindestens 100 Jahre bevor die Spanier nach Kalifornien kamen. »Um die Daten zu verifizieren, haben wir noch zwei weitere Datierungen von den beiden Pferdeskeletten veranlasst«, sagt Dennis Gallegos, Projektmanager der Ausgrabungsfirma Gallegos & Associates, »aber es dauert noch ein paar Tage, bis wir die Ergebnisse haben.«

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Burg am Ende der Welt

Hamburg sollte gar keine Stadt werden. Die hölzerne Festung war Missionsvorposten, Papst-Exil und Bollwerk gegen die heidnischen Nordmänner

Anno 963, als die Erde noch eine Scheibe war, verbannte man seine Feinde ans Ende der Welt, an den Tellerrand. Dorthin schickte Kaiser OttoI. den unliebsamen Papst BenediktV., als er seinen willfährigen Gegenkandidaten LeoVIII. ins Amt hieven wollte. Machtpolitik im Zentrum der zivilisierten Welt – der Vertriebene aber musste in die Hammaburg, jenes morastige Stück Nirgendwo, das der Hansestadt Hamburg Ursprung und Namensgeber werden sollte.200 bis 300 Bauern hausten dort im zehnten Jahrhundert in einstöckigen Lehmhütten, gemeinsam mit ihrem Vieh. Dazu gesellte sich eine Hand voll Händler. Schon der Name »Ham« muss in Benedikts Ohren trostlos geklungen haben. Auf Spätsächsisch bedeutet er »etwas Befestigtes in einem morastigen Umfeld«. Der norddeutsche Dauerregen machte die sumpfigen Marschen während des größten Teils des Jahres unpassierbar. Die einzige feste Straße führte nicht etwa zurück nach Rom, sondern über den Geestrücken durch eine Furt an der Alster nach Norden ins Stormarnsche Hinterland. Am 4. Juli 964 erlag der abgesetzte Papst dem Regen, dem Heimweh, der Trostlosigkeit. Vor seinem Ableben prophezeite er der Stadt noch, sie werde dereinst verwüstet und öde liegen, und wilde Tiere würden darin wohnen.

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