Shakespeares Schatztruhe

Im Sarkophag des englischen Politikers und Poeten Fulke Greville wollen Ausgräber demnächst per Endoskop nach einer historischen Sensation fahnden: einem bisher unbekannten Stück von William Shakespeare. Das verschollene Werk trägt angeblich den Titel „Antonius und Kleopatra“. Eine Bodenradar-Untersuchung hat im vergangenen Jahr bereits ergeben, dass der Sarkophag drei mysteriöse Kisten enthält. Greville war ein hochgebildeter Zeitgenosse Shakespeares sowie ein Günstling der Königin Elizabeth I. – weshalb schon länger darüber spekuliert wird, dass er der wahre Autor von Shakespeares Stücken gewesen sein könnte; Shakespeare selbst, so der Verdacht, sei als Sohn eines einfachen Handschuhmachers gar nicht zu literarischen Großtaten in der Lage gewesen. Bereits in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts hatte ein Vergleich der Werke Grevilles und Shakespeares verblüffende Ähnlichkeiten ergeben. In seinen Schriften deutete Greville zudem an, dass in seinem Grab auch eine unautorisierte Biografie von Elizabeth I. zu finden sein werde.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 8/2010.

Suche im Shakespeare-Müll

Was stand bei Shakespeare zum Abendbrot auf dem Tisch? Diese und ähnlich intime Fragen hoffen Archäologen zu klären, wenn im kommenden Jahr die Ausgrabungen in Stratford- upon-Apon beginnen – jenem Ort, wo das Wohnhaus des britischen nationaldichters stand und er seine letzten Lebensjahre verbrachte. Danach wollen die Forscher ihre Aufmerksamkeit vor allem auf die Abfallgruben des später umgebauten und eingerissenen Hauses richten. Hier erhoffen sie sich spannende Einsichten in die Eßgewohnheiten von Shakespeare sowie dessen Alkohol- und Tabakkonsum, den sie anhand von Scherben und zerbrochenen Tabakpfeifen zu rekonstruieren hoffen. Das Anwesen „New Place“ war einst ein schmuckes Anwesen mit zehn Kaminen und fünf Giebeln.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 52/2009.

Amateur findet Goldschatz

Eigentlich wollte Hobbyausgräber David Booth nur seinen neuen Metalldetektor ausprobieren – doch gleich bei diesem ersten Test gelang ihm eine spektakuläre Entdeckung: In einem Feld nahe der schottischen Stadt Stirling stieß der Brite auf historischen Goldschmuck im Wert von über einer Million Pfund. Gerade einmal sieben Schritte von der Stelle entfernt, wo der Hobby-Archäologe sein Auto geparkt hatte, begann der Detektor zu blinken. Booth holte vier Halsreifen – Torques genannt – aus der Erde. Sie stammen aus den letzten Jahrhunderten vor Christi Geburt und wurden von Männern der keltischen Elite getragen. Zwei der Stücke sind schottischer oder irischer Herkunft, einer der Torques stammt aus dem Südwesten des heutigen Frankreich, der vierte kombiniert mediterrane und lokale Stile. Damit muss eventuell die schottische Geschichte neu betrachtet werden: Der Fund legt nahe, dass die Region in der Eisenzeit bei weitem nicht so isoliert war wie bislang angenommen. „Als ich die Bilder von den Torques gesehen habe, bin ich fast vom Stuhl gefallen”, erzählt der Chefkurator des National Museum of Scotland, Fraser Hunter. Nach schottischem Gesetz gehört der Goldschatz der britischen Krone. Üblicherweise zahlt diese jedoch dem Finder eine Entschädigung, die dem geschätzten Wert der Fundstücke entspricht.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 47/2009.

Schlammgräber buddeln Schätze aus dem Themse-Schlick

Edelsteinsplitter, Reste von Kettenhemden, Fußfesseln – Hobby-Historiker entdecken im Schlamm der Themse die Londoner Geschichte neu. SPIEGEL ONLINE war zwischen Millennium Bridge und Tower unterwegs, wo seit einiger Zeit sogar indische Opfergaben angeschwemmt werden.

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Tödlicher Klotz am Bein

Es war ein gruseliges Fundstück, das die beiden Hobby-Archäologen Steve Brooker und Rick Jones kürzlich aus dem schwarzen Schlamm des Themse-Ufers zogen: eine Fußfessel mit einer acht Kilo schweren Eisenkugel daran. Vor rund 300 Jahren, so haben erste Analysen erbracht, umschloß der Eisenring das Bein eines Sträflings, als dieser vermutlich in den Fluten versank. Das Schloss jedenfalls ist immer noch fest eingerastet – ein Hinweis darauf, dass die Fessel auch tatsächlich angelegt war. Die Knochen des Unglücklichen sind lange vergangen. Kugel, Kette und Schloss aber hat der sauerstoffarme Themse-Schlamm konserviert – zumal das Gerät aus sehr hochwertigem Eisen gefertigt ist. Das Gewinde des Schlosses verrät, dass die Fessel nicht in England hergestellt wurde, sondern auf dem europäischen Kontinent – wahrscheinlich von einem deutschen Schmied. „Diese Fußfessel hielt keinen Sklaven”, konstatiert Kate Sumnall, Archäologin im Museum of London. Die Arbeit sei zu hochwertig, um einfach als Abfall in der Themse entsorgt worden zu sein. Alle Indizien deuten darauf hin, dass es ein bedeutender Gefangener war, der in der Themse einst sein nasses Grab fand.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 37/2009.

Topfpflanze XXL

Erforderlich waren drei Monate Planung, ein tonnenschwerer Kran und zehn flinke Gärtnerhände, um diese eine Pflanze umzutopfen: den Brotpalmfarn (Encephalartos altensteinii) in den Königlichen Botanischen Gärten in London. Das Prachtexemplar wächst bereits seit 1775 in den Kew Gardens. Der Brotpalmfarn war eine der ersten Pflanzen der damals neu gegründeten Anlage. Seinen Samen brachte der Botaniker Francis Masson von der zweiten Südseereise des Entdeckers James Cook mit. Wahrscheinlich stammt der Keimling aus der östlichen Kapregion Südafrikas. Mit einer Wachstumsgeschwindigkeit von 2,5 Zentimetern pro Jahr hat es die Uralt-Topfpflanze auf eine stattliche Höhe von 4,40 Metern gebracht. Und ein Ende ist nicht in Sicht: Bei guter Pflege können Palmfarne 500 Jahre alt werden. So lange wird denn auch der neue maßgeschneiderte Topf aus edlem Mahagoniholz nicht reichen – erst Anfang der achtziger Jahre war das Gewächs zuletzt umgetopft worden.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 33/2009.