Erdbebenfrösche und Lotusfüsse

Das goldene Zeitalter der Erfindungen unter der Song-Dynastie

„Feuer! Es brennt! Feuer!“ durchschneidet am 12. April 1208 ein Gellen das gedämpfte Nachtgemurmel in den Straßen Hangzhous. Und sofort beginnt die Stadt sich zu regen. Zuerst ändert sich die Geräuschkulisse: „Feuer! Es brennt!“ nimmt der Rufer eines Wachturmes die Warnung auf, trägt den Alarm über die Dächer der Häuser hinweg zu den Wachstationen. Das gleichmäßige Summen in den Straßen schwillt an, wird lauter und schriller. Dann setzt die Bewegung ein. Hastende Füße scharren über das holprige Pflaster. Menschen eilen in Strömen zu den Feuerwachen. Hier liegen Hacken, Schaufeln, Eimer, Seile, Signalflaggen, Lampen und in Asbest getränkte feuerfeste Kleidung bereit, mit denen Soldaten und Helfer in Windeseile Wasser transportieren, Schneisen in die Stadt schlagen und Bergungsaktionen koordinieren können. Die Routine der Feuerwehr ist überlebenswichtig für die Stadt. Denn Hangzhou im Jahr 1208 ist wie ein Scheiterhaufen, der nur auf die nachlässig geschwenkte Fackel, die umgekippte Öllampe oder den unachtsam aufgehängten Papierlampion wartet. Holzhaus steht hier an Holzhaus, die meisten mehrere Stockwerke hoch. In den engen Lücken zwischen den Gebäuden fällt niemals ein Sonnenstrahl bis auf den Boden. Weiterlesen

All die schnellen Pferde

Die große Mauer der Qin und Han als Schutz gegen nomadische Reitervölker des Nordens

Mao Dun, Khan der Xiongnu, ist ein unersättlicher Mann. Pferde und Frauen gelten ihm als liebster Zeitvertreib. Für beide gilt: Sie sollen in ausreichender Menge vorhanden sein. Und je edler in der Abstammung, desto mehr Vergnügen bereitet es dem Herrscher, sie gefügig zu machen. Kostbare Pferde besitzt der Khan des Nomadenvolkes bereits im Überfluss. Um seinen Bestand an Frauen aufzuwerten, nimmt er im Jahr 198 v. Chr. einen Vorschlag des chinesischen Gesandten Liu Jing an. Er erhält eine Prinzessin der Han zur Ehe, dazu als Brautgeschenk Seide, Alkohol, Getreide und andere Nahrungsmittel. Alles, was Mao Dun dafür tun muss, ist Han als gleichberechtigten Bruderstaat zu betrachten und die Mauer, welche die Han vor den Xiongnu schützen soll, als Grenze anzuerkennen. Noch im selben Jahr erhält der Khan die erste Han-Prinzessin für seine Sammlung. Weiterlesen