10 000 Jahre Paris

Paris ist älter als gedacht: Vor fast 10 000 Jahren fertigten Jäger und Sammler schon Fellmäntel am Ufer der Seine – Archäologen haben im 15. Arrondissement die Reste einer improvisierten Werkstatt aus der Steinzeit entdeckt, anderthalb Kilometer vom Eifelturm entfernt. Bislang galt der 3000 Jahre jüngere Fund eines Fischerdorfes zwischen Seine und heutiger Gare de Lyon als erste Siedlungsspur. Auf dem neuentdeckten Platz sortierten und verarbeiteten die Steinzeit-Pariser neben Fellen auch Feuerstein: Sie kamen zwischen den Jagdzügen ans Ufer, fertigten aus den Steinen neue Waffen und Werkzeuge und nahmen die erbeuteten Tiere aus. „Manchmal blieben sie einige Tage, manchmal Wochen “, sagt die Ausgräberin Bénédicte Souffi. Nun soll an der Fundstelle eine Sortieranlage für den Müll zweier Arrondissements gebaut werden. ”Damit schließen wir den Kreis: Unsere Vorfahren trennten hier um 7600 vor Christus brauchbare von unbrauchbaren Steinen. Wir werden bald Ähnliches tun – in etwas größerem Maßstab.“

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 28/2008.

Wein aus der Wüste

„Das ist mein Blut, das vergossen wird zur Vergebung der Sünden“, sprach Jesus beim Letzten Abendmahl und gab seinen Jüngern Wein zu trinken. Das Ritual der Christenheit war geschaffen – und fortan hatten die Gläubigen ein Problem: Begehrt war vor allem Saft von Reben, die im heiligen Boden gewurzelt hatten. Die Erde auf der Halbinsel Sinai aber war dürr und unfruchtbar. Trotzdem haben Archäologen dort jetzt ein Anbaugebiet in der Nähe des Katharinenklosters aus dem 4. Jahrhundert entdeckt, am Fuß des Djebel Musa, jenes Bergers, an dem Gott aus dem brennenden Dornbusch zu Mose sprach und dieser die Zehn Gebote empfing. Der Fundort liegt mitten in einer kargen Wüstenlandschaft – offenbar verfügten die frühen Winzer über effiziente Bewässerungssysteme. Die Ausgräber fanden zwei Becken mit je 1,2 Meter Durchmesser, in denen die Mönche den Wein mit den Füßen pressten. Amphoren für die Abfüllung, Traubenkerne und rote Rückstände an den Wänden belegen außerdem, dass die Anlage zum Keltern benutzt wurde. Patrick McGovern von der University of Pennsylvania, Molekulararchäologe und Spezialist für alten Wein, ist sicher: „Da „heiliger Wein“ im Mittelalter bei Pilgern sehr beliebt war, vermute ich im Katharinenkloster sogar noch weitere Weinpressen. Wahrscheinlich wurde dort in ganz großem Stil gekeltert.“

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 27/2008.

Katastrophen-Detektiv – der schlimmste Job der Welt

Er macht eine Arbeit, die keiner machen will: Der US-Forensiker Richard Gould durchkämmt Katastrophen-Schauplätze nach Spuren menschlicher Überreste. Familien der Opfer verschafft er so Gewissheit über das Schicksal ihrer Angehörigen. Psychisch ist der Job die Hölle.

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Die mysteriösen Steine von Newark

Es schien ein Jahrhundertcoup zu sein, als 1860 der Forscher David Wyrick hebräische Tafeln aus einem Acker in Ohio grub. Der Fund schien zu beweisen, dass alle Völker auf den Stamm Israel zurückgehen. Sogar der Bürgerkrieg schien abwendbar. Doch die Steine waren dreist gefälscht – in bester Absicht.

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Wrack der „Moonlight“ im Lake Superior entdeckt

Taucher haben in den USA das Wrack der legendären „Moonlight“ gefunden. Im kalten und sauerstoffarmen Wasser des Lake Superior hat der Rekordsegler fast unbeschadet ein Jahrhundert überdauert. Im Bauch des Schoners finden sich noch Becher und Teller der letzten Mahlzeit.

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Das Geheimnis des uralten Riesenhügels

Silbury Hill, ein vor rund 4400 Jahren von Menschenhand aufgeschütteter riesiger Kreidehügel in der Nähe der südenglischen Ortschaft Avebury, beflügelt die Phantasie der Forscher seit langem. Nun hat der britische Archäologe Jim Leary das Geheimnis des prähistorischen Monuments gelüftet: In seinem Inneren befindet sich – gar nichts. Zu diesem verblüffenden Ergebnis kam der Wissenschaftler nach drei Jahren Restaurierungs- und Grabungsarbeiten im Auftrag der staatlichen Kulturschutzorganisation English Heritage. Es sei den Erbauern offenbar gar nicht darum gegangen, einen Hügel aufzuschichten, enthüllte Leary vor kurzem bei einem Treffen der Society of Antiquaries in London: „Ich glaube, dass der Akt der Errichtung eine Zeremonie war und die fertige Form nur ein Nebenprodukt.“ Immerhin muss es sich um einen zeitraubenden Akt gehandelt haben: Um das Jahr 2400 vor Christus begannen die Erbauer, den kreidigen Boden neben der Quelle des Kennet River anzuhäufen. Schätzungsweise 35 Millionen Körbe später standen sie auf einer der höchsten von Menschenhand geschaffenen Erhebungen Europas – 45 Meter über den feuchten Flußwiesen.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 21/2008.

Inka waren Weltmeister der Schädel-Chirurgie

Die Inka waren Meister im Öffnen von Schädeln, um Verwundungen zu heilen. Jeder sechste Totenkopf, den Forscher jetzt untersuchten, hat ein Loch – und die meisten Operierten hatten ohne größere Komplikationen überlebt. Grund: die geschickte Bohrtechnik der Mediziner.

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