Paris ist älter als gedacht: Vor fast 10 000 Jahren fertigten Jäger und Sammler schon Fellmäntel am Ufer der Seine – Archäologen haben im 15. Arrondissement die Reste einer improvisierten Werkstatt aus der Steinzeit entdeckt, anderthalb Kilometer vom Eifelturm entfernt. Bislang galt der 3000 Jahre jüngere Fund eines Fischerdorfes zwischen Seine und heutiger Gare de Lyon als erste Siedlungsspur. Auf dem neuentdeckten Platz sortierten und verarbeiteten die Steinzeit-Pariser neben Fellen auch Feuerstein: Sie kamen zwischen den Jagdzügen ans Ufer, fertigten aus den Steinen neue Waffen und Werkzeuge und nahmen die erbeuteten Tiere aus. Manchmal blieben sie einige Tage, manchmal Wochen , sagt die Ausgräberin Bénédicte Souffi. Nun soll an der Fundstelle eine Sortieranlage für den Müll zweier Arrondissements gebaut werden. Damit schließen wir den Kreis: Unsere Vorfahren trennten hier um 7600 vor Christus brauchbare von unbrauchbaren Steinen. Wir werden bald Ähnliches tun – in etwas größerem Maßstab.
Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 28/2008.