Silbury Hill, ein vor rund 4400 Jahren von Menschenhand aufgeschütteter riesiger Kreidehügel in der Nähe der südenglischen Ortschaft Avebury, beflügelt die Phantasie der Forscher seit langem. Nun hat der britische Archäologe Jim Leary das Geheimnis des prähistorischen Monuments gelüftet: In seinem Inneren befindet sich – gar nichts. Zu diesem verblüffenden Ergebnis kam der Wissenschaftler nach drei Jahren Restaurierungs- und Grabungsarbeiten im Auftrag der staatlichen Kulturschutzorganisation English Heritage. Es sei den Erbauern offenbar gar nicht darum gegangen, einen Hügel aufzuschichten, enthüllte Leary vor kurzem bei einem Treffen der Society of Antiquaries in London: Ich glaube, dass der Akt der Errichtung eine Zeremonie war und die fertige Form nur ein Nebenprodukt. Immerhin muss es sich um einen zeitraubenden Akt gehandelt haben: Um das Jahr 2400 vor Christus begannen die Erbauer, den kreidigen Boden neben der Quelle des Kennet River anzuhäufen. Schätzungsweise 35 Millionen Körbe später standen sie auf einer der höchsten von Menschenhand geschaffenen Erhebungen Europas – 45 Meter über den feuchten Flußwiesen.
Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 21/2008.