Gewalt gegen Steinzeitfrauen

Blutige Fehden gehörten bei den Steinzeitbauern zum Alltag. Doch anders als bisher angenommen, fielen den oft tödlich endenden Auseinandersetzungen nicht nur die kämpfenden Männer zum Opfer. Bei der Untersuchung von 378 prähistorischen Schädeln aus Dänemark und Schweden hat ein Team um die Archäologin Linda Fibiger von der University of Edinburgh festgestellt, dass sich Frauen ebenso häufig unter den Gemeuchelten befanden wie Männer: „Das Risiko, eine tödliche Kopfverletzung zu erleiden, war für beide Geschlechter gleich hoch”, berichtet Fibiger in der neuen Ausgabe des „American Journal of Physical Anthropology”. Insgesamt fanden die Wissenschaftler bei knapp 17 Prozent der Schädel aus Dänemark und bei über 9 Prozent der Schädel aus Schweden Spuren von schwerer äußerer Gewalteinwirkung. Warum dabei so viele Frauen zu Tode kamen, ist noch ungeklärt. Eine Vermutung der Experten: Wenn die Frauen bei plötzlichen Überfällen versuchten, ihre Kinder zu schützen, konnten sie sich „womöglich nicht mehr richtig selbst verteidigen”, spekuliert Fibiger gegenüber dem US-Wissenschaftsportal „LiveScience”.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 08/2013.

Gemmen im Gully

Welche Frau kennt das nicht: Beim Baden im Pool löst sich plötzlich der Ohrring und verschwindet in den Tiefen. Das ging offenbar schon den Schönen in der römischen Antike so. Die Archäologie-Doktorandin Alissa Whitmore von der University of Iowa hat jetzt analysiert, was in römischen Bädern so alles im Gully verschwand. Dazu untersuchte sie die Fundsachen aus Abflüssen ziviler und militärischer Thermen in Italien, Portugal, der Schweiz, Deutschland und Großbritannien aus dem 1. bis 4. Jahrhundert nach Christus. Zu den Trouvaillen zählten einerseits Parfümfläschchen, Fingernagelauskratzer und Pinzetten. Andererseits scheinen auch chirurgische Eingriffe in den Bädern stattgefunden zu haben, denn Whitmore fand auch ein Skalpell und mehrere Zähne. Würfel aus den Abflüssen erzählen, dass in manchen Thermen dem Glücksspiel gefrönt wurde. Andere Badebesucher brachten offenbar auch Handarbeiten mit, worauf Nadeln und Bruchstücke von Spindeln hindeuten. Nicht zuletzt förderte die Forscherin große Mengen Schmuck zutage: von antiken Haarnadeln, Perlen und Broschen bis hin zu Anhängern und wertvollen Gemmen.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 04/2013.

Zäune-Boom in der Eisenzeit

Die Geschichte des Gartenzauns begann etwa 1500 v. Chr. – auf den britischen Inseln. „Damals fingen die Menschen an, ihre Felder abzugrenzen”, berichtet die dänische Forscherin Mette Løvschal von der Universität Aarhus im Interview mit der Wissenschaftsplattform ScienceNordic. Für ihre Untersuchungen wertete Løvschal Grabungsberichte, Luftaufnahmen und Oberflächenuntersuchungen aus. Ab etwa 1000 v. Chr., so das Ergebnis, sei der Brauch der Feldabgrenzung in Nordeuropa und im Baltikum zu beobachten. In der Eisenzeit, ab 500 v. Chr., zäunten die Menschen denn auch Häuser und Dörfer ein. „In den kommenden Jahrhunderten gab es einen regelrechten Zäune-Boom”, sagt Løvschal. Von nun an habe es Abgrenzungen aller erdenklichen Arten gegeben: Pfostenreihen, Flechtzäune, Palisaden, Wälle und Gräben. Ab 300 v. Chr. wurden die Zäune zum Machtsymbol – je reicher ein Anwesen, desto aufwendiger die Grenzmarkierung.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 03/2013.