Gewalt war in der skandinavischen Jungsteinzeit weit verbreitet – und machte auch vor Frauen nicht Halt. Eine Forschergruppe hat die blutigen Auseinandersetzungen anhand der Schädelverletzungen analysiert.
Archiv des Autors: admin
Gewalt gegen Steinzeitfrauen
Blutige Fehden gehörten bei den Steinzeitbauern zum Alltag. Doch anders als bisher angenommen, fielen den oft tödlich endenden Auseinandersetzungen nicht nur die kämpfenden Männer zum Opfer. Bei der Untersuchung von 378 prähistorischen Schädeln aus Dänemark und Schweden hat ein Team um die Archäologin Linda Fibiger von der University of Edinburgh festgestellt, dass sich Frauen ebenso häufig unter den Gemeuchelten befanden wie Männer: Das Risiko, eine tödliche Kopfverletzung zu erleiden, war für beide Geschlechter gleich hoch, berichtet Fibiger in der neuen Ausgabe des American Journal of Physical Anthropology. Insgesamt fanden die Wissenschaftler bei knapp 17 Prozent der Schädel aus Dänemark und bei über 9 Prozent der Schädel aus Schweden Spuren von schwerer äußerer Gewalteinwirkung. Warum dabei so viele Frauen zu Tode kamen, ist noch ungeklärt. Eine Vermutung der Experten: Wenn die Frauen bei plötzlichen Überfällen versuchten, ihre Kinder zu schützen, konnten sie sich womöglich nicht mehr richtig selbst verteidigen, spekuliert Fibiger gegenüber dem US-Wissenschaftsportal LiveScience.
Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 08/2013.
Ausgegraben 07/2013
Der Vater des berühmten Pharaos Tutanchamun war Echnaton. Doch wer war seine Mutter? Ein Ägyptologe bringt nun einen prominenten Namen ins Spiel. Außerdem im archäologischen Wochenrückblick: Rettende Luft für die Terrakotta-Armee und ein tiefer Blick in Yorks multikulturelle Vergangenheit.
Flüsternde Kathedralenwände
Was dachten und fühlten die Menschen im Mittelalter? Eine Antwort haben Forscher jetzt im britischen Norfolk gefunden: Graffiti, die vor Jahrhunderten in die Wände von Kirchen geritzt wurden. Die Inschriften sind so tief, dass sie nicht heimlich entstanden sein können.
Ausgegraben 06/2013
Auch wenn sie von Zimmer zu Zimmer getragen wurde – die Schwester Napoleon Bonapartes verfügte über feinste Schuhe. Die wurden nun durch einen Zufall entdeckt. Außerdem im archäologischen Wochenrückblick: Ein römischer Tempel in London und Pyramidenhysterie im Sudan.
Ausgegraben 05/2013
Bereits in der frühen Indu Kultur waren Gewürzmischungen sehr beliebt. Forscher fanden den Nachweis in Kochtöpfen und an Kuhzähnen. Außerdem im archäologischen Wochenrückblick: Indianische Mega-Hügel und tödliche Reißleinen.
Ausgegraben 04/2013
Ihr Leichnam ist üppig mit roter Farbe verziert: Zweifellos war die „Rote Königin“ von Palenque eine wichtige Persönlichkeit. Jetzt haben Archäologen ihre Identität herausgefunden. Außerdem im Wochenrückblick: reiselustige Süßkartoffeln – und die Überreste eine schaurigen Tumors.
Gemmen im Gully
Welche Frau kennt das nicht: Beim Baden im Pool löst sich plötzlich der Ohrring und verschwindet in den Tiefen. Das ging offenbar schon den Schönen in der römischen Antike so. Die Archäologie-Doktorandin Alissa Whitmore von der University of Iowa hat jetzt analysiert, was in römischen Bädern so alles im Gully verschwand. Dazu untersuchte sie die Fundsachen aus Abflüssen ziviler und militärischer Thermen in Italien, Portugal, der Schweiz, Deutschland und Großbritannien aus dem 1. bis 4. Jahrhundert nach Christus. Zu den Trouvaillen zählten einerseits Parfümfläschchen, Fingernagelauskratzer und Pinzetten. Andererseits scheinen auch chirurgische Eingriffe in den Bädern stattgefunden zu haben, denn Whitmore fand auch ein Skalpell und mehrere Zähne. Würfel aus den Abflüssen erzählen, dass in manchen Thermen dem Glücksspiel gefrönt wurde. Andere Badebesucher brachten offenbar auch Handarbeiten mit, worauf Nadeln und Bruchstücke von Spindeln hindeuten. Nicht zuletzt förderte die Forscherin große Mengen Schmuck zutage: von antiken Haarnadeln, Perlen und Broschen bis hin zu Anhängern und wertvollen Gemmen.
Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 04/2013.
Ausgegraben 03/2013
Große Statuen säumten einen Pool bei Rom – und dienten vielleicht dem Dichter Ovid als Inspiration. Kinderschuhe aus der Römerzeit lassen Schlüsse auf deren Eltern zu. Und die Bewohner Pompejis nutzten Toiletten im ersten Stock ihrer Häuser. Dies und mehr in den Archäologie-Meldungen der Woche.
Zäune-Boom in der Eisenzeit
Die Geschichte des Gartenzauns begann etwa 1500 v. Chr. – auf den britischen Inseln. Damals fingen die Menschen an, ihre Felder abzugrenzen, berichtet die dänische Forscherin Mette Løvschal von der Universität Aarhus im Interview mit der Wissenschaftsplattform ScienceNordic. Für ihre Untersuchungen wertete Løvschal Grabungsberichte, Luftaufnahmen und Oberflächenuntersuchungen aus. Ab etwa 1000 v. Chr., so das Ergebnis, sei der Brauch der Feldabgrenzung in Nordeuropa und im Baltikum zu beobachten. In der Eisenzeit, ab 500 v. Chr., zäunten die Menschen denn auch Häuser und Dörfer ein. In den kommenden Jahrhunderten gab es einen regelrechten Zäune-Boom, sagt Løvschal. Von nun an habe es Abgrenzungen aller erdenklichen Arten gegeben: Pfostenreihen, Flechtzäune, Palisaden, Wälle und Gräben. Ab 300 v. Chr. wurden die Zäune zum Machtsymbol – je reicher ein Anwesen, desto aufwendiger die Grenzmarkierung.
Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 03/2013.