Pyramide im Keller

Unter einem Weinkeller in der italienischen Stadt Orvieto sind Ausgräber auf einearchäologische Sensation gestoßen: Das Gewölbe liegt an der Spitze einer riesigen, mehr als 2400 Jahre alten Kammer. Ein Treppenschacht in dem Keller hatte David George vom Saint Anselm College im US-Bundesstaat New Hampshire stutzig gemacht. Das Schacht war in etruskischer Konstruktionsweise gebaut. Die Etrusker lebten ab etwa 800 v. Chr. in Mittelitalien, bevor die Römer sich dort breitmachten. Unter dem modernen Fußboden und einem weiteren Boden aus dem Mittelalter entdeckte George zusammen mit dem lokalen Experten Claudio Bizzarri vom Parco Archeologico Ambientale dell’Orvietano eine Füllschicht mit etruskischer Keramik. Die Wände weiteten sich mit zunehmender Tiefe: Die unterirdische Kammer hat die Form einer Pyramide. Außerdem entdeckten die Archäologen Gänge, die zu weiteren pyramidenförmigen Kammern Führen. Noch rätseln die Forscher über ihren Fund: „Die Wände sind zu sorgfältig bearbeitet, als dass es ein Steinbruch gewesen sein könnte”, sagt George. „Und es gibt keinen Hinweis auf Schlammablagerungen, wie sie für eine Zisterne typisch wären.” Damit, meint er, blieben nur zwei Möglichkeiten: „Ein religiöses Bauwerk – oder ein Grab.”

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 41/2012.

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