Kleopatras Cocktail

Hat sie oder hat sie nicht? Der römische Gelehrte Plinius beschreibt, wie die ägyptische Herrscherin Kleopatra die teuerste Perle der Welt in einem Glas Essig auflöst und hinunterkippt – nur um eine Wette gegen ihren Geliebten Marcus Antonius zu gewinnen. Zehn Millionen Sesterzen könne sie in einem einzgen Mahl verspeisen, hatte die Königin geprahlt. Altertumsforscher taten die Anekdote bislang als Legende ab; Essig sei nicht imstande, eine Perle aufzulösen. Nun hat die Archäologin Prudence Jones von der Montclaire State University in New Jersey durch einen Versuch herausgefunden: Es funktioniert doch. Vorraussetzung: Die Essiglösung ist nicht zu stark. Am besten, so Jones, läuft die Reaktion in handelsüblichen Weißweinessig mit einer Konzentration zwischen fünf und zehn Prozent ab. Jones legte etwa ein Gramm schwere Perlen ein; einen Tag später war das Gebräu trinkbereit. Von den Perlen blieben nur leicht zu schluckende glibberige Kugeln übrig. War der Essig hingegen zu stark, brauchte die Perle zu lange, um sich aufzulösen. Mit einem einfachen Trick war der Kleopatra-Cocktail schon binnen Minuten trinkfertig: Wird die Perle vorher zu Pulver zerstoßen, bleibt nach einem kurzen Aufbrodeln nichts davon übrig.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 33/2010.

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