Bier ist Frauensache: Das hat die Getränkekundlerin Jane Peyton bei Recherchen für ihr Buch The Book of Booze herausgefunden. Schon in den Anfangszeiten der Braukunst, im fruchtbaren Halbmond Mesopotamiens, waren Herstellung und Ausschank des Getreidesaftes fest in Frauenhand. Die Sumerer verehrten sogar eine Gottheit namens Ninkasi: die Göttin des Bieres. Sachlicher ging es bei den Babyloniern zu, die bereits 20 verschiedene Biersorten kannten. In ihrem Gesetzestext, dem Codex Hammurabi, legten sie fest, wie mit Frauen umzuspringen sei, die Bier nicht korrekt ausschenkten: Eine Wirtin, die sich ihr Bier nicht in Gerste, sondern in Silber bezahlen lässt oder die minderwertiges Bier ausschenkt, wird ertränkt. Bei den Wikingern war die Rollenverteilung ebenfalls gesetzlich geregelt: Für die Zubereitung von Bier hatten die Frauen zu sorgen – kein anständiger Wikinger wäre auf die Idee gekommen, Getreide zu fermentieren. Die Finnen widmeten der Herstellung von Bier durch Frauenhand sogar eine Strophe ihres Nationalepos, des Kalevala: Nach diversen Versuchen mit Tannenzapfen und Bärenspucke gelingt es der Jungfrau Osmotar, Gerste, Hopfen und Wasser mit Hilfe von wildem Honig zum Gären zu bringen. Deutschlands wohl berühmteste Bierbrauerin ist Katharina von Bora, die Ehefrau Martin Luthers: Sie besserte die Haushaltskasse des Reformators mit ihrer Braukunst auf.
Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 15/2010.