Vergoldetes Leichenhaar

Metallspuren in Leichenhaaren galten Forensikern bisher als Indiz dafür, dass der Verstorbene entweder einem Giftmischer oder ungesunden Lebensumständen zum Opfer gefallen war. Jetzt hat eine Gruppe von Wissenschaftlern um den US-Neurologen Otto Appenzeller aus Alburquerque herausgefunden, dass auch ein ganz hermloser Faktor für eine hohe Metallkonzentration verantwortlich sein kann: metallausscheidende Bakterien. Um das zu beweisen, verwendeten die Forscher Cupriavidus metallidurans, eine Mikrobe mit der erstaunlichen Gabe, toxische Goldverbindungen in reines Gold umwandeln zu können. Für die Experimente opferte Appenzeller selbst ein paar Strähnen, welche die Forscher dann in der Erde einer stillgelegten australischen Goldmine vergruben. Beimpften sie den Boden zusätzlich mit Cupriavidus metallidurans, so stieg der Goldgehlat in den Haaren rasant an – die Bakterien klebten von außen Goldpartikel an die Haare. Was mit dem Edelmetall funktioniert, könnte auch für Arsen gelten – das bisher beispielsweise für den Tod von Napoleon herhalten musste. „Arsen ist in vielen Böden enthalten. Und es gibt über hundert verschiedene Bakterienstämme, die gegen dieses Metall resistent sind”, so Appenzeller. „Das schaffen sie nur, indem sie das Gift in ein Sekret packen und es wieder ausscheiden.”

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 10/2010.

Schreibe einen Kommentar