Museum im ewigen Eis

Archäologen wühlen normalerweise in der Erde – nicht so Anne McConnell: Die australische Wissenschaftlerin grub sich während der vergangenen Wochen durch dicke Schichten aus Eis und Schnee, um zu den verschollenen Hütten des Geologen Douglas Mawson am Cape Denison in der Antarktis vorzustoßen. Der Australier, der 1907 Ernest Shackleton auf dessen erster Expedition begleitete, errichtete die Gebäude im Jahr 1912 als Forschungsstation und überwinterte dort sogar mit seinem Team. Jetzt drohen die Hütten unter der Eislast einzustürzen. McConnell und weitere Spezialisten der Mawson’s Huts Foundation sind gerade von ihrer Expedition zurückgekehrt. Die Organisation will die Relikte konservieren und damt wichtige Zeugnisse aus den Kindertagen der Polarforschung für die Nachwelt erhalten. Während die Gebäude selbst durch das Extremklima stark gelitten haben, sind die Innenräume durch die Kälte ungewöhnlich gut erhalten geblieben. Als wären die Hütten erst gestern verlassen worden, liegen dort noch Briefe, Bücher, Whiskeyflaschen, Keksschachteln und sogar nur leicht verschrumpelte Kartoffeln und Überreste eines erlegten Seehunds herum. „Papier und Glasflaschen sind in gutem Zustand“, sagt Konservatorin Michelle Berry, „nur Metallobjekte wie Dosen sind korrodiert.“ Neben weiteren Reparaturarbeiten an den Gebäuden selbst wird die Aufgabe der nächsten Expedition darin bestehen, die gefährdeten Fundstücke mit einer konservierenden Schutzschicht zu überziehen.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 7/2008.

Schreibe einen Kommentar