Pyramide im Keller

Unter einem Weinkeller in der italienischen Stadt Orvieto sind Ausgräber auf einearchäologische Sensation gestoßen: Das Gewölbe liegt an der Spitze einer riesigen, mehr als 2400 Jahre alten Kammer. Ein Treppenschacht in dem Keller hatte David George vom Saint Anselm College im US-Bundesstaat New Hampshire stutzig gemacht. Das Schacht war in etruskischer Konstruktionsweise gebaut. Die Etrusker lebten ab etwa 800 v. Chr. in Mittelitalien, bevor die Römer sich dort breitmachten. Unter dem modernen Fußboden und einem weiteren Boden aus dem Mittelalter entdeckte George zusammen mit dem lokalen Experten Claudio Bizzarri vom Parco Archeologico Ambientale dell’Orvietano eine Füllschicht mit etruskischer Keramik. Die Wände weiteten sich mit zunehmender Tiefe: Die unterirdische Kammer hat die Form einer Pyramide. Außerdem entdeckten die Archäologen Gänge, die zu weiteren pyramidenförmigen Kammern Führen. Noch rätseln die Forscher über ihren Fund: „Die Wände sind zu sorgfältig bearbeitet, als dass es ein Steinbruch gewesen sein könnte”, sagt George. „Und es gibt keinen Hinweis auf Schlammablagerungen, wie sie für eine Zisterne typisch wären.” Damit, meint er, blieben nur zwei Möglichkeiten: „Ein religiöses Bauwerk – oder ein Grab.”

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 41/2012.

Verbrüderung am Tresen

Im Osten Schottlands haben Archäologen einen antiken Pub entdeckt, in dem Römer und Einheimische offenbar gemeinsam zechten. Die Uralt-Kneipe befand sich in der Nähe der römischen Befestigungsanlage Stracathro, die um 70 nach Christus zur Grenzlinie gegen die Stämme des Nordens gehörte. Neben der Militärsiedlung sind Ausgräber der University of Liverpool jetzt auf ein Dorf der Kaledonier gestoßen. Bislang galt es als unwahrscheinlich, dass diese Zivilisten im hohen Norden Tür an Tür mit römischen Legionären lebten. Doch zum Kaledonier-Dorf gehörte offenbar auch ein Pub mit dem für römische Tavernen typischen Grundriss: einem rechteckigen Hauptraum, der sich nach vorn zu einer gepflasterten Terrasse – einer Art Biergarten – öffnete. „Der Fund zeigt, dass Römer und Einheimische besser miteinander auskamen, als wir vermutet haben”, sagte die Co-Direktorin des Ausgrabungsprojekts Birgitta Hoffmann der Tageszeitung „The Scotsman”.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 38/2012.