Göttliches Bier

Archäologen vom Oriental Institute der University of Chicago haben sich mit einer kleinen Brauerei im US-Bundesstaat Ohio zu einem ungewöhnlichen Projekt zusammengetan: Sie wollen Bier genau so brauen, wie es die Sumerer vor Tausenden Jahren in Mesopotamien taten. Anleitungen für das Experiment holte sich das Team von der um 1800 vor Christus entstandenen „Hymne an Ninkasi”, die der sumerischen Göttin des Brauens huldigt, aber auch schildert, wie man das in allen Schichten der Hochkultur verbreitete flüssige Nahrungsmittel herstellt. Neben Tipps gaben die Forscher den Braumeistern auch die richtigen Tongefäße – Kopien von Grabungsfunden aus dem Irak. Mit den ersten Ergebnissen lässt sich derzeit noch kein moderner Gaumen entzücken: Der frühgeschichtliche Getreidesagt schmeckt leicht nach Essig. Schuld sind Bakterien, die mangels moderner Reinigungsverfahren in den Töpfen gedeihen. Mehr Kostproben des Trunks wollen die Hersteller laut „New York Times” im Spätsommer auf Veranstaltungen in den USA anbieten.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 28/2013.

Grausame Wikinger

Waren Wikinger zivilisierte Händler mit Hang zu den schönen Künsten oder doch eher blutrünstige Haudegen und Eroberer? Während Archäologen und Historiker in den vergangenen Jahren dazu tendierten, ein friedliches Bild der nordischen Seefahrer zu zeichnen, rückt die neueröffnete Ausstellung „Viking” im Dänischen Nationalmuseum in Kopenhagen wieder die Brutalität und Abenteuerlust der mittelalterlichen Skandinavier in den Mittelpunkt. Die Schau vereint Exponate aus zwölf europäischen Ländern, von denen einige noch nie öffentlich gezeigt wurden. Glanzstück ist das 36 Meter lange Kriegsschiff „Roskilde 6”, das zum ersten Mal in einer Ausstellung präsentiert wird. Weitere Objekte, die von gewaltdurchtränkten Alltag der Wikinger erzählen, sind eine Vielzahl an Waffen, eiserne Sklavenhalsringe aus Dublin sowie der konservierte Schädel eines Kriegers aus Gotland, der zu Lebzeiten nicht nur zahlreiche Schwerthiebe auf den Kopf überstand, sondern sich auch Zierrillen in die Zähne feilen ließ.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 27/2013.