Übersehener Schatz

Jean-Baptiste Croizet ahnte nicht, was er da in den Händen hielt. Zwischen 1830 und 1842 hatte der französische Pfarrer in der Auvergne einen Geweihknochen entdeckt, in den das Abbild eines Pferdes geritzt war. Wie sich nun zeigt, handelte es sich womöglich um den ersten Fund eines steinzeitlichen Kunstgegenstandes. Erst jetzt wurde eine wissenschaftliche Auswertung des 14000 Jahre alten Stückes veröffentlicht. Zu Croizets Zeiten war die Forschung nicht so weit, die Bedeutung des Knochen erkennen zu können: Alte, verzierte Gegenstände wurden generell als „keltisch“ klassifiziert. Mehr oder weniger unbeachtet überdauerte das Geweihstück in Vitrinen und Regalen des Natural History Museum in London, bis es 1989 wiederentdeckt und in den Jahren 2010 und 2011 näher untersucht wurde. Eine Micro-Computertomografie und eine Untersuchung im 3-D-Mikroskop brachten Details über die Arbeitsweise des altsteinzeitlichen Künstlers zutage. Die Geschichte des Geweihstücks ist nun in der britischen Zeitschrift „Antiquity“ erschienen, die Ergebnisse der Untersuchungen werden in der Mai-Ausgabe des „Journal of Archaeological Science“ publiziert.

Erschienen in Prisma, Spiegel (Printausgabe) 14/2013.

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